Startseite > Software & Services > So zuverlässig wie ein Schiffsdiesel

So bleibt man Bechtle-CEO bis zur Rente

So zuverlässig wie ein Schiffsdiesel

12. Februar 2021, 9:40 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Macht der Größe

Schlecht gefahren sind sie mit diesem gepflegten Understatement nicht, es ist auch keine falsche Bescheidenheit. Im Gegenteil. Bechtle-Chef Olemotz weiß sehr genau um die dominante Stellung des Systemhauses. Bechtle mit einem Jahresumsatz von bald über sechs Milliarden Euro lässt sie IT-Hersteller auch deutlich spüren. Partner müssten es sich schon drei Mal gut überlegen, eine Bechtle nicht zu beliefern, lässt Olemotz Muskeln spielen, wenn durch Lockdown und Homeoffice während der Corona-Krise Waren knapp werden und der Verteilungskampf beginnt. Im B2B-Handel über das Internet mit seinen kundenspezifischen E-Procurement-Lösungen ist Bechtle das, was eine Amazon im Konsumergeschäft ist. Corona-Gewinner 2020 sind beide Konzerne.

Sogar Spaß ist erlaubt
November 2020 klettert die Bechtle-Aktie auf ein Allzeithoch. Der Bewertungsabstand zu Cancom wird immer größer. Cancom-Investor Weinmann macht Shortseller für die Lücke verantwortlich und bläst zur Aufholjagd. Denn sein Systemhaus wachse schneller als Bechtle und mache eine höhere Ebitda-Marge, so der bald in den Cancom-Aufsichtsrat wechselnde, ehemalige CEO.

In Neckarsulm lassen sie sich längst nicht mehr vom »Leading Transformation Partner« Cancom irritieren. Die Ziele der Vision 2020 erreichte Bechtle bereits 2019, ein Jahr zuvor zurrte der Vorstand mit ausgewählten Teams den Zehnjahresplan bis 2030 fest: zehn Milliarden Euro Umsatz, fünf Prozent Gewinn vor Steuern. Der Weg dahin »darf durchaus Spaß machen, ebenso wie das Erreichen der definierten Ziele uns stolz auf unseren Erfolg machen sollte«, gibt Thomas Olemotz Weg und Haltung vor.

Der Aufsichtsrat hat diese Woche seinen Vertrag bis Ende 2026 vorzeitig verlängert. Der 58-Jährige stehe für Stabilität, Kontinuität und Verlässlichkeit in herausfordernden Zeiten, sagt Bechtles Aufsichtsratschef Klaus Winkler. Keine einzige Minute des Zweifelns oder Langeweile habe er in der »längsten Zeit meines Berufslebens« bei Bechtle verbracht, blickt Olemotz auf seine 14-jährige Karriere als Bechtle-Vorstand.

Dass der Schiffsdieselmotor Bechtle auf Kurs hält, dafür wird Kapitän Olemotz in den nächsten fünf Jahren weiter sorgen. Sollte sich überraschend doch hochtrabender Übermut auf der Brücke dieses Systemhauses breit machen, schützt modernste Technologie vor Eisbergkollisionen.