Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse jedoch auch, dass die wachsende Relevanz der technischen Schulden für den Geschäftsbetrieb noch lange nicht bedeutet, dass Firmen und die öffentliche Hand sie auch im Griff haben. Zwar behaupten 82 Prozent der Entscheider, sie könnten ihre aktuellen digitalen Rückstände zumindest noch weitestgehend oder komplett einschätzen. Abgeräumt sind sie damit allerdings noch lange nicht. Denn mehr als die Hälfte der Organisationen (58 Prozent) hat bisher noch keine konkrete Strategie für das Management und Abtragen ihrer technischen Schuldenlast. Das kann schnell eine Art Dominoeffekt auslösen und damit die eigentliche Intention ins Gegenteil verkehren oder gar zur Gefahr werden. Deshalb befürchten 69 Prozent der Befragten auch, dass die aktuell angehäuften technischen Schulden zukünftig zum Problem werden und so den Transformationsprozess letztendlich ausbremsen könnten.
Bei der genaueren Untersuchung des Umgangs mit den technischen Verbindlichkeiten identifiziert die Studie zwei wesentliche Problemfelder, ein technisches und ein organisatorisches. Allen voran sind hier digitale Silos zu nennen, in denen Daten und Prozesse oft feststecken. Im Laufe der Zeit drohen sich solche Strukturen unmerklich festzufahren, wodurch es immer schwerer wird, den Schuldenberg wieder abzutragen. Das belegen jene 44 Prozent der Befragten, die berichten, ihre digitalen Verbindlichkeiten seien ungeplant im Laufe der Zeit entstanden, meist weil ihre Infrastruktur komplexer wurde. Hinzu kommt oft eine mangelnde interne Abstimmung über die Projekte sowie die damit verbundenen Schulden. Dann fehlen das übergreifende Verständnis und somit auch die Ressourcen, um den Schuldenberg gezielt abzutragen. Um aus dieser Falle wieder herauszukommen, müssen Unternehmen die Probleme zunächst erkennen, klar benennen, katalogisieren und priorisieren.
Statt sie nur als nerviges Problem der IT-Abteilung abzutun, gilt es, sie als kritischen Teil der Geschäftsstrategie, der Transformation und des Erfolges zu erkennen und die notwendigen Ressourcen für ihre Bearbeitung bereitzustellen. Einer der wichtigsten Faktoren für den gewinnbringenden strategischen Einsatz technischer Schulden ist es dabei, zukünftige Entwicklungen zu antizipieren. Dazu gehören neben den rein technischen Dimensionen auch Einflussfaktoren wie Kundenerwartungen, Nachhaltigkeitsbestrebungen oder der Fachkräftemangel. „Resiliente, digitale und vernetzte Unternehmen sind gut aufgestellt, um technische Schulden positiv zu nutzen. Technische Schulden können ihnen helfen, agiler zu werden und schneller auf Kunden-, Mitarbeiter- und Marktanforderungen zu reagieren“, erklärt Sanjay Brahmawar, Vorstandsvorsitzender der Software AG. „Eine vernetzte Infrastruktur und eine digitale Kultur werden den Ausschlag dafür geben. Daher ist es so wichtig, ein vollständig vernetztes digitales Unternehmen zu werden.“
Technische Schulden können also durchaus hilfreich sein, wenn gezielt eingesetzt werden und es einen entsprechenden Plan für ihre Abarbeitung gibt. Ohne diesen jedoch wächst der digitale Schuldenberg immer weiter und wird zu einem echten Problem für die Mitarbeiter, Kunden und das ganze Unternehmen. Ein optimaler Ansatzpunkt also für Systemhäuser und Managed Service Provider.