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Vom Versuch, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben

18. Januar 2021, 13:13 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Vom Regen in die Traufe

Edward Snowden zu Signal
Für Edward Snowden liegt die Sicherheit von Signal auf der Hand
© Screenshot Twitter / Edward Snowden

Die Lage ist also letztendlich zwar nicht so dramatisch wie von einigen befürchtet, bietet aber dennoch einige berechtigte Ansatzpunkte zur Kritik und Skepsis. Schon seit dem Kauf durch Facebook hatte es immer wieder Proteste gegeben, am Ende obsiegte bislang jedoch immer die Bequemlichkeit der Nutzer. Also doch nur viel Lärm um nichts? Nicht ganz, denn die Aufregung verleiht einer alten Debatte neuen Schwung. Erst jetzt scheint vielen bewusst zu werden, womit Facebook sein Geld verdient: ihrer Aktivität und den daraus resultierenden Daten aus den nur oberflächlich kostenlosen Angeboten. Und auch juristisch könnte es Stolpersteine für Facebook und Whatsapp geben. Dennoch entbindet als das die Nutzer nicht von der Eigenverantwortung. Und die endet nicht an dem Punkt, wenn man sich dazu entscheidet, Whatsapp zu verlassen. Denn manches der Probleme besteht in ähnlicher oder gar noch größerer Weise bei einigen Mitbewerbern, zu denen in den letzten Wochen millionenfach neue Nutzer geströmt sind.

Denn neben nachweislich hochgradig sicheren und vertrauenswürdigen Apps wie Signal oder auch dem kostenpflichtigen Schweitzer Angebot Threema, wechseln viele Whatsapp-Nutzer nun auch ausgerechnet zum undurchsichtigen Anbieter Telegram. Offiziell sitzt das von zwei russischen Entwicklern gegründete Unternehmen in Dubai. Genaueres, wie etwa wo die Server stehen, wird aber nicht verraten. Sicher ist dafür nach derzeitigem Stand, dass Telegram massenweise Daten speichert und eine Client-to-Client-Verschlüsselung nur in explizit als »geheim« markierten Chats bietet. Eine Einstellung die wohl nur die wenigsten der neuen Nutzer überhaupt kennen und nutzen. Zudem ist selbst dann nicht eindeutig klar, wie sicher diese Verschlüsselung ist. Auch dass sich der Dienst bisher eher bei problematischen Randgruppen wie Verschwörungstheoretikern und Rechtsradikalen einen Namen gemacht hat, trägt nicht unbedingt zur Vertrauensbildung bei.

Es wird die nächsten Wochen und Monate spannend sein, zu beobachten, wie stark die Absetzbewegung anhält und ob das zu einer Zersplitterung der Kommunikationswege führt, oder sich letztendlich doch ein Anbieter als neuer Platzhirsch, zumindest unter den Alternativen, etablieren kann. Denn trotz aller wütenden Bekundungen und Installationen der Mitbewerber-Apps bleibt Whatsapp derzeit noch immer die klare Nummer eins, an der damit auch so schnell kein Weg vorbei führt. Letztlich sind die aufgeworfenen Fragen für viele Nutzer doch eher rein theoretischer Natur. Wie weit die Auswirkungen einer solch scheinbar simplen Entscheidung für einen Messenger jedoch im Extremfall gehen könnten, zeigt der Whistleblower Edward Snowden auf. Auf die von einem Twitter-Nutzer gestellte Frage, welchen Grund es geben solle, dem von ihm empfohlenen Signal mehr zu trauen als anderen Anbietern, antwortet Snowden lakonisch: »Ich nutze Signal täglich und ich bin bis jetzt noch nicht tot.«

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