Serie Green IT, Teil 4: Ionos

Cloud- und Klimabilanz

9. März 2022, 7:00 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Nachhaltigkeitsinitiativen

LANline: Herr Hilbert, welche Nachhaltigkeitsinitiativen gibt es bei Ionos jenseits des Einsatzes aktueller Server- und Kühltechnik – denn das machen schließlich alle RZ-Betreiber schon aus Eigeninteresse?

Marko Hilbert: Zunächst einmal entwickelt sich die Server- und Kühltechnik ständig weiter, und hier ist es wichtig, immer am Ball zu bleiben. Durch entsprechende Maßnahmen konnten wir von 2018 bis 2020 13 Prozent Energie einsparen – bei gleichzeitigem Wachstum und verstärkter Nutzung digitaler Dienste dank Corona. Dann laufen derzeit bei uns erste Tests zum Thema Flüssigkühlung. Ein Großteil unserer Server wurde von uns selbst designt und wird von einem lokalen Anbieter für uns produziert. So können wir sicherstellen, energieeffiziente Komponenten zu verwenden, und haben bei neueren Server-Generationen darauf geachtet, dass auch die Gehäuse wiederverwendbar sind. An mehreren Standorten bauen wir Photovoltaikanlagen auf, um so einen Teil unseres Strombedarfs selbst decken zu können. Alte Hardware wird schon seit vielen Jahren über unseren Partner AfB recycelt. Bei neuen Bauprojekten setzen wir weitestmöglich auf nachhaltige Baumaterialien wie CO2-neutralen Stahl. Außerdem prüfen wir derzeit, wie wir unsere Lieferketten noch effizienter gestalten können.

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Freikühler im Einsatz
Auf dem Dach des Ionos-Rechenzentrums in Karlsruhe kommen Freikühler zum Einsatz.
© Ionos

LANline: Ionos nutzt laut eigenem Bekunden in Deutschland bereits zu 100 Prozent Ökostrom. Was ist an Optimierungen beim Strombezug noch möglich?

Marko Hilbert: Hier haben wir bereits eine große Entwicklung vollzogen. Nachdem wir zunächst mit dem Kauf von CO2-Zertifikaten begonnen haben, nutzen wir nun schon seit vielen Jahren „echten“ Ökostrom aus Wasser- und Windkraftanlagen. In den USA nutzen wir schon seit einigen Jahren sogenannte PPAs, also Power Purchasing Agreements, bei denen man sich als Verbraucher an lokalen Energieversorgern beteiligt und dort feste Kontingente abnimmt. Das prüfen wir jetzt auch in Deutschland. Und wir planen wie gesagt an mehreren Standorten den Aufbau eigener PV-Anlagen. Wichtig bleibt aber: Am saubersten ist der Strom, den wir gar nicht erst verbrauchen.

Detailaufnahme der Freikühlung
Detailaufnahme der Freikühlung am Karlsruher Rechenzentrum.
© Ionos

LANline: Auf Ihrer Website heißt es: „Dank einem kürzlich durchgeführten Upgrade der Klimaanlage in unserem größten Rechenzentrum in Deutschland im Jahr 2020 konnten wir unsere Energieeffizienz um 15 Prozent steigern.“ Welche Maßnahmen haben Sie hier durchgeführt, welche weiteren Optimierungen sind geplant?

Marko Hilbert: Das hat mit ganz einfachen Maßnahmen wie dem Bau einer Kaltgang-Einhausung begonnen. Für selbstentwickelte Server nutzen wir ein eigenes Kühlungssystem, aber inzwischen kommen in unseren Rechenzentren viele unterschiedliche Systeme zum Einsatz, sodass wir hier einen deutlichen Effekt sehen. Dann haben wir einen Großteil der Klimatisierung auf Freikühlung umgestellt – hier kommen wir inzwischen auf einen Anteil von 80 Prozent. Und durch den Einbau einer besseren Regeltechnik können wir im Kühlkreislauf mit deutlich höheren Wassertemperaturen fahren. Aber auch hier sind wir noch nicht am Ende angekommen und optimieren unsere Systeme ständig weiter.

LANline: Noch eine Frage zur Kühlung: Was ist der aktuelle Stand in puncto Optimierung der RZ-Kühlung mittels KI-Auswertungen, und was sind hier Ihre Pläne?

Marko Hilbert: Entsprechende Projekte sind ja beispielsweise von Google bekannt geworden, und auch wir haben das in kleinem Rahmen getestet. Am Ende hat sich aber herausgestellt, dass wir durch den Einsatz guter Regelungstechnik bessere Ergebnisse erzielen. So können wir in Echtzeit die Last messen und dann auch nur die Kühlung anschalten, die wir tatsächlich benötigen.


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