LANline: Was sind Ionos’ Pläne für die Abwärmenutzung hiesiger RZ-Kapazitäten?
Marko Hilbert: Bei älteren Rechenzentren ist es schwierig, entsprechende Systeme nachzurüsten – und natürlich teuer. An unserem ältesten deutschen RZ-Standort in Karlsruhe wäre das beispielsweise kaum praktikabel, weil die Kapazität des Fernwärmenetzes schon weitgehend erschöpft ist. Bei neuen Standorten prüfen wir aber von vornherein, wie wir die Abwärme nutzen können. Dazu gibt es verschiedene Modelle, etwa die direkte Einspeisung in bestehende Fernwärmenetze oder die Zusammenarbeit mit Heizkraftwerkbetreibern. Die genaue Umsetzung hängt am Ende aber vom jeweiligen Standort ab.
LANline: In welchem Maße setzt Ionos beim Ausbau von RZ-Kapazitäten nicht nur auf RZ-Neubau, sondern auch auf die Umwidmung bereits bestehender Gebäudesubstanz?
Marko Hilbert: Wir haben Erfahrung mit beiden Modellen gesammelt. Unser Rechenzentrum in der Karlsruher Innenstadt wurde etwa direkt beim Neubau eines Gebäudes geplant, in Baden-Baden nutzen wir einen ehemaligen militärischen Wartungsbunker. Hier lässt sich nicht per se sagen, welche Ausbauvariante die klimafreundlichere ist. Bei einem kompletten Neubau entsteht immer CO2. Dafür kann ich beim Neubau natürlich auf modernste Infrastruktur setzen. Am Ende hängt die Entscheidung vom Standort ab, an dem wir ein Rechenzentrum benötigen. Wenn dort ein Gebäude steht, das nutzbar ist, werden wir das sicher nicht abreißen.
LANline: In welchem Maße kann Ionos seinen Kunden gegenüber den CO2-Fußabdruck bereits heute umfassend – also „End-to-End“ – dokumentieren?
Marko Hilbert: Beim Rechenzentrumsbetrieb können wir das sehr genau sagen, der sogenannte Scope 1 und 2 nach dem Greenhouse Gas Protocol. Was den gesamten Footprint inklusive Faktoren wie Hardware und Lieferketten angeht, arbeiten wir aber noch daran, einen möglichst akkuraten Wert zu ermitteln. Ein Ende-zu-Ende-Wert in diesem Scope 3 kann aber immer nur eine Annäherung sein, da sehr viele Faktoren darin hineinfließen.