DE-CIX (Deutscher Commercial Internet Exchange) ist der weltweit führende Betreiber von Internetknoten. An über 30 Standorten in Europa, Nordamerika, Indien, dem Nahen Osten und Asien verbindet er knapp 2.500 Netzbetreiber, Internet-Service-Provider, Content-Anbieter und Firmennetze aus mehr als 100 Ländern und bietet Peering-, Cloud- und Interconnection-Services an. LANline sprach mit Mareike Jacobshagen, Head of Global Business Partner Program, über derzeitige und künftige Aktivitäten.
LANline: Frau Jacobshagen, die Digitalisierung in all ihren Facetten bewirkt bekanntlich, dass der Datenverkehr beinahe kontinuierlich neue Rekordmarken erreicht. Welche Rolle will DE-CIX in diesem Umfeld künftig spielen?
Jacobshagen: Wir beobachten diese Entwicklungen sehr genau und sehen bei vielen Unternehmen eine immer stärkere Nachfrage nach Unterstützung bei der Cloud-Transformation. Die Cloud an sich ist natürlich nichts Neues. Worum es jetzt geht, ist vor allem das Management komplexer Multi-Cloud-Umgebungen und darum, möglichst viel aus seinen Cloud-Ressourcen und Cloud-Anwendungen wie Microsoft 365 herauszuholen. Dies gilt insbesondere, was Sicherheit und Performance angeht.
LANline: Was raten Sie einem Anwenderunternehmen?
Jacobshagen: Das Ganze gelingt am besten über eine direkte Anbindung an einen Cloud Provider, die das öffentliche Internet umgeht und darum geringere Latenzen und mehr Sicherheit bietet. Diese Verbindungen werden auf der technischen Ebene an einem Internetknoten wie dem DE-CIX realisiert. Unter anderem um diesen Service einem größeren Kundenkreis zugänglich zu machen, haben wir die Anstrengungen im Rahmen unseres Partnerprogramms verstärkt und neue Partnerkategorien eingebunden.
LANline: Wie lassen sich die Aktivitäten Ihres Hauses in diesem Bereich beschreiben? Dies ist ja genau Ihr Arbeitsumfeld.
Jacobshagen: Bei unserem Channel-Alliance-Partner-Programm geht es noch um mehr. Wir wollen einen umfassenden Support hinsichtlich Connectivity für Managed-Service-Provider, Systemintegratoren, regionale Beratungshäuser, Value Added Reseller und andere anbieten. Dazu gehören ein spezielles Trainings- und Zertifizierungsprogramm, Onboarding für den Vertrieb, Technik und Marketing sowie Pre- und After-Sales Support. Unsere Partner können ihre eigenen Angebote um Interconnection-Services ergänzen und ihren Kunden damit zum Beispiel Cloud-Lösungen aus einer Hand und einen echten Mehrwert liefern. Nicht zuletzt profitieren sie von der Nutzung der Marke DE-CIX.
LANline: Das klingt nach einem langfristigen Konzept.
Jacobshagen: Das ist richtig. Unser Ziel für die Zukunft ist es, den flexiblen Zugang zu unserem globalen und neutralen Interconnection-Ökosystemen und allen daran angeschlossenen Netzwerken für mehr und mehr Unternehmen zu ermöglichen, auch vor dem Hintergrund von GAIA-X. Dabei wollen wir nicht ausschließlich als Technologieanbieter agieren, sondern auch unsere Consulting-Potenziale ausbauen.
LANline: In Deutschland ist nach wie vor Frankfurt der Hauptstandort für die Datacenter-Branche. Allerdings wird der Platz knapp und der Anschluss an die Energieversorgung eher schwieriger. Wie bewerten Sie die Situation derzeit?
Jacobshagen: Die Einschätzung ist grundsätzlich richtig. Wir selbst konnten erst kürzlich, Anfang Februar, einen neuen Spitzenwert im Datendurchsatz am DE-CIX Frankfurt verbuchen. Die Anziehungskraft von Frankfurt ist somit ungebrochen. Der Peak Traffic erreichte im Februar mehr als elf Terabit pro Sekunde. Mit dem Ausbau der dezentralen Infrastruktur, der hinter solchen Rekorden steht, tragen wir zur Aufrechterhaltung einer stabilen Konnektivität bei, die in Zeiten von Pandemie und Home-Office wichtiger denn je ist. Wir sehen aber gleichzeitig auch eine steigende Nachfrage nach lokaler Interconnection – abseits des Hubs in Frankfurt. Ein Beispiel wäre hier unser neuer Internetknoten in Leipzig, der die Metropolregion Mitteldeutschland ab Q4/2022 an den größten europäischen Internet Exchange anschließen wird.