Das ist auch vermutlich der Grund, warum einige Service Provider nun ihre Cloud- und NFV-Teams zusammenlegen. Dies fördert die Entwicklung von Best Practices für die gemeinsame Nutzung von Werkzeugen, die Bereitstellung von Diensten und die Automatisierung.
Vor etwas mehr als einem Jahr rief eine Allianz von TK-Unternehmen und Händlern die Common NFVi Telco Task Force (CNTT) ins Leben, um die NFV-Standards zu vereinfachen. Ziel der CNTT ist es, einheitliche NFVi (Network Functions Virtualization Infrastructure)-Implementierungen innerhalb der Branche abzustimmen, um die Reibungsverluste beim Einbinden von VNFs und bei Bedarf von Container-Netzwerkfunktionen (CNFs) zu verringern.
In absehbarer Zukunft dürften sowohl VNFs als auch CNFs parallel für verschiedene Funktionen eingesetzt werden. In diesem Szenario entwickeln und verwalten wahrscheinlich immer mehr Service Provider proaktiv ihre eigenen agilen, verteilten “Telco-Clouds”.
Beispiel Rakuten
Rakuten Mobile bildet ein gutes Beispiel dafür. Denn das Unternehmen hat gerade das weltweit erste vollständig virtualisierte, Cloud-native Mobilfunknetz gestartet. Der Carrier nutzt die NFV-Funktionen von F5, um sein neues Mobilfunknetz zu optimieren und die Bereitstellung von 5G-Diensten zu beschleunigen.
Wichtig ist dabei, dass das vollständig virtualisierte Netzwerk eine Abkehr von einem Modell ermöglicht, bei dem Hardware und Software eng miteinander verbunden sind. Dadurch kann die NFV-Technologie mit den sich ständig verändernden Marktbedingungen Schritt halten.
Als Vorbote für die Zukunft nutzt Rakutens 5G-fähiges Netzwerk eine softwaregesteuerte Architektur vollständig in der Cloud und gewährleistet damit Stabilität, Skalierbarkeit und Agilität. Sie trägt auch dazu bei, die Kosten effektiv zu verwalten sowie den Verbrauchern sichere und leistungsstarke Konnektivität zu bieten.
Unternehmen dürfen NFV daher nicht als isolierte Technologie betrachten. Stattdessen sollten sie wie Rakuten darüber nachdenken, wie sie NFV in Kombination mit anderen Ansätzen nutzen können und welche neuartigen Vorteile dies den Anwendern bringt. Bei NFV geht es nicht nur um die Virtualisierung von Netzwerkfunktionen, sondern um die Bereitstellung eines Pfades zu einem vollständig Cloud-nativen Netzwerk.
Weitere Vereinfachung
Wenn sich immer mehr Netzwerke in Richtung NFV entwickeln, wird die Abstraktion der Ebenen für Steuerung und Datenweiterleitung die Erstellung und Verwaltung neuer Dienste weiter vereinfachen. Bei richtiger Umsetzung können Service Provider ein programmierbares Netzwerk nutzen, das auf offenen APIs nach Branchenstandards basiert und neue Dimensionen an Flexibilität und Agilität ermöglicht.
Letztlich müssen Service Provider auch strategisch im weiteren Kontext einer umfassenden Transformation über NFV nachdenken. Dies führt zunehmend zum Ansatz einer „Telco-Cloud“. Diese Infrastruktur wird bis an den Rand des Netzwerks mit VNFs und CNFs sowie Anwendungen und den damit verbundenen Diensten wie Lastausgleich und Sicherheit ausgestattet – unabhängig davon, wo sie installiert sind.
Nicht zu unterschätzen
NFV wird sicher nicht wieder zum Hype, wie noch vor einigen Jahren. Aber es wäre ein großer Fehler, wenn Service Provider die langfristigen und sich ständig weiterentwickelnden Vorzüge unterschätzen würden. Im Zuge von 5G und Remote Work können sie sich das nicht leisten. Denn NFV ist heute so wichtig wie noch nie.
Roman Borovits, Senior Systems Engineer bei F5 Networks