Fundament für die digitale Transformation

Quo vadis Verkabelung?

11. Juli 2022, 7:00 Uhr | Guntram Geiger/jos

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Anwendungsneutrale strukturierte Verkabelung als Fundament

Als Fundament dieses übergreifenden Netzes dient eine strukturierte Kommunikationsverkabelung nach EN 50173-1 bis -6, die für die einzelnen Gewerke anwendungsneutrale Strukturen vorgibt. Einzelne Geräte und Maschinen lassen sich dabei wie andere Netzwerkkomponenten über einen Teilnehmeranschluss mit dem Netz verbinden. Für Anlagen mit eigener anwendungsspezifischer Verkabelung sieht die strukturierte Verkabelung sogenannte Dienst-Konzentrationspunkte vor. Dabei sollte die Planung eine ausfallsichere Infrastruktur mit durchgängig redundant ausgelegten Strukturen für Automation wie IT-Anschlüsse vorsehen.

Die zugehörigen Kabelträgersysteme müssen mediengerecht ausgelegt sein, mit Medientrennung und ausreichend Reserven für zusätzliche Services und Anschlüsse. Damit die einzelnen Fachbereiche in diesem erweiterten Kommunikationsnetz den Überblick behalten sind eine datenbankbasierende Kabeldokumentation sowie ein Infrastruktur- und Ressourcen-Management empfehlenswert.

Die Planung setzt bei den Prozessen an

Zur Planung solcher bereichsübergreifenden Kommunikationsnetze startet das Planungsteam am besten bei den vorhandenen und zukünftigen Anwendungen und Diensten am Edge des IT-Netzes, also in den Fertigungshallen bei den Installationen der Gebäudeautomation. Nicht nur vollautomatische Fertigungsinseln benötigen oft ein separates Edge-Rechenzentrum, auch Entwicklungs- oder Testabteilungen können bei aufwendigen Simulationen und Analysen mit einem Edge-Rechenzentrum Latenzen minimieren. Sind die Prozesse und Dienste erfasst, lassen sich daraus die Netzwerkanforderungen sowie die passive Infrastruktur bis zum Campus-Rechenzentrum entwickeln:

  • Welche Automations- und IT-Prozesse laufen in einem Bereich, welche kommen hinzu?
  • Welche Anwendungen, Dienste und Systeme sind dafür notwendig?
  • Welche Übertragungsraten sind dazu notwendig?
  • Welche Schnittstellen sind erforderlich?
  • Welche Medien sollen zum Einsatz kommen – LWL, Kupfer, WLAN, 5G?

Auf dieser Grundlage lässt sich eine ausfallsichere strukturierte Verkabelung planen. Im nächsten Schritt können die Planer die zugehörigen Technikräume, Server-Räume und Edge-Rechenzentren konzipieren sowie das zentrale Rechenzentrum entsprechend anpassen und erweitern.

Raumkonzepte

Mit zunehmender Digitalisierung und Vernetzung haben die alten Verteiler ausgedient. Auch die vorhandenen Technikräume sind unterdimensioniert, oder der Architekt hat sie an einem ungünstigen Standort platziert. In der Regel sind neue Raumkonzepte für Technikräume notwendig, angepasst an die vielen zusätzlichen Netzanschlüsse sowie an die erhöhten Verfügbarkeits- und Sicherheitsanforderungen. Außerdem werden mit dem zunehmendem Anteil an IT-Equipment aus Verteilern oft IT-Schränke, die laut BSI wie kleine Rechenzentren zu betrachten sind. Das heißt, das Campusnetz benötigt zusätzlich verteilte Server-Schränke oder Edge-Datacenter für die Gebäude- und Fertigungsautomation und dies bisweilen auch in Bürogebäuden oder Testzentren für Simulationen und schnelle Big-Data-Analysen.

Bei der Standortwahl eines zentralen Etagenverteilers sind verschiedene Längenrestriktionen zu berücksichtigen. Dies gilt insbesondere für Netzverbindungen mit PoE++-Versorgung nach IEEE 802.3bt. Denn aufgrund der stromführenden Netzwerkkabel ergeben sich spezifische Längenrestriktionen und Verlegeanforderungen. Immer mehr Geräte wie IP-Kameras oder WLAN Access Points sind so angeschlossen und erfordern zudem noch spezielle Anschlusspunkte im Raum. Auch Dienst-Konzentrationspunkte befinden sich oft im Deckenbereich oder im Doppelboden einer Halle. Sie müssen dabei für Wartungszwecke oder Anpassungen gut zugänglich sein. Außerdem muss das Planungsteam redundante Verkabelungs- und Versorgungswege für IT und Automation konzipieren.

Aus all diesen Randbedingungen ergeben sich die jeweils optimalen Standorte für Etagenverteiler. Bei der Ermittlung des Flächenbedarfs sollte man ausreichend Kapazitäten für ein späteres Wachstum berücksichtigten. Da Platz in der Regel ein hohes Gut ist, sollte die Wahl auf ein platzsparendes und übersichtliches Verkabelungssystem fallen, das selbst bei hohen Packungsdichten gut handhabbar bleibt und dank eines durchdachten Kabel-Managements die Leitungen sicher und übersichtlich im Rack führt.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. Quo vadis Verkabelung?
  2. Anwendungsneutrale strukturierte Verkabelung als Fundament
  3. Die Ausstattung der Netzwerkschränke und -räume

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Legrand-BTicino GmbH

Weitere Artikel zu Netzwerk-Management

Weitere Artikel zu IoT-Sicherheit

Weitere Artikel zu NOKIA GmbH

Weitere Artikel zu ZEITLAUF GmbH antriebstechnik & Co. KG

Matchmaker+