Konkurrenz für Netzwerkbetreiber

Wie Software-Anbieter die Infrastruktur für sich entdecken

23. Juli 2021, 10:30 Uhr | Autor: Ian Waters / Redaktion: Stefan Adelmann

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Die aktuelle Nachfrage muss befriedigt werden

Ein weiterer Grund für den Strategiewechsel sind Unternehmenskunden, die durch Software-Anbieter angesprochen werden. Um die Konkurrenz auszubooten, müssen Unternehmen ihren Kunden ein bestmögliches, im Optimalfall einzigartiges, Benutzererlebnis bieten. Nur so kann die Kundenzufriedenheit einerseits, aber auch die Mitarbeiterproduktivität andererseits, optimiert werden. Um das digitale Erlebnis zu perfektionieren, benötigen Unternehmen heute weitreichende Einblicke in die Netzwerke innerhalb und außerhalb des eigenen Verantwortungsbereiches. Daneben sind Leistung und Abhängigkeit von Cloud- und Internet-Providern in den vergangenen Jahren stetig angestiegen. Für Technologieunternehmen bedeuten all diese Umstände neue Herausforderungen und Anforderungen. In der Folge müssen diese vermehrt die Rolle von Internetanbietern übernehmen, um reibungslose Online-Erlebnisse für Privat- und Geschäftskunden zu garantieren.

Unternehmen wie Google und Microsoft haben bereits entsprechende Schritte eingeleitet, um diese strategische Ausrichtung umzusetzen: Google setzt auf Investitionen in Unterseekabel und Microsoft auf den Ausbau seines Edge, um näher an den Endverbraucher heranzukommen. Durch die Beseitigung potenzieller Risikofaktoren hinsichtlich der Verbindung in der Infrastrukturkette können Unternehmen die Nutzererfahrung genauer überwachen. Selbstverständlich ist diese Entwicklung bereits vor 2020 angestoßen worden. Dennoch haben die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie die Notwendigkeit für Technologieunternehmen, die Herrschaft über ihren Datenfluss zu erobern und eine End-to-End-Ansicht allen Datenverkehrs zu haben, noch weiter unterstrichen.

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Diversifizierte Portfolios sind der Schlüssel zur Zukunft

Ein weiterer Grund für den Einstieg in den Infrastrukturmarkt ist die Tatsache, dass viele Software-Anbieter neue Märkte erschließen und ihre eigenen Dienstleistungen erweitern wollen. Mit diesem strategischen Schritt können sie ihren Kundenkreis noch weiter ausdehnen und so die eigene Gewinnmarge maximieren. So hat zum Beispiel Microsoft das eigene Engagement im Bereich Unified Communications mit der cloudbasierten Lösung Microsoft Teams gefestigt, die im Oktober 2020 täglich 115 Millionen Nutzer erreichte. In der Zwischenzeit hat Amazon sein Ökosystem für Einzelhandelsdienstleistungen ausgebaut. So bietet das Unternehmen cloudbasierte Kontaktzentren sowie den Dienst AWS Direct Connect an. Hierbei handelt es sich um einen kostenpflichtigen Service, der Unternehmen einen schnelleren Zugang zum AWS-Backbone ermöglicht und damit eine bessere Leistung hinsichtlich des Datenverkehrs verspricht.

Mit Blick auf die Zukunft ist zu erwarten, dass Software-Giganten ihre Infrastrukturbemühungen weiter ausbauen werden. Die Notwendigkeit, ein gutes Benutzererlebnis zu gewährleisten, ist und bleibt von zentraler Bedeutung. Da die Ansprüche der Nutzer auf diesem Gebiet unweigerlich steigen, wird voraussichtlich auch der Druck auf die Software-Anbieter steigen, diesen Ansprüchen gerecht zu werden – insbesondere dann, wenn sie sich als würdige Nachfolger der Netzwerkanbieter positionieren wollen.

Was diese Unternehmen dabei von bisherigen Platzhirschen abhebt, ist ihr einzigartiger Kapitalfluss aus ihren Dienstleistungen und Applikationen. Durch ihre Möglichkeiten, diese Dienstleistungen zu monetarisieren, können sie offensiv in eigene Infrastrukturprojekte investieren. Dabei zeigt beispielsweise das kostenpflichtige Angebot von AWS Direct Connect, dass Software-Unternehmen es durchaus verstehen aus ihrem Engagement hinsichtlich der Netzwerkinfrastruktur zusätzliches Kapital zu schlagen. Vermutlich ist es daher nur eine Frage der Zeit, bis traditionelle Software-Anbieter wie selbstverständlich auch als Dienstleister für Netzwerkinfrastruktur gehandelt werden.

Ian Waters ist Senior Director EMEA bei Thousand Eyes


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