Der Wettbewerb im Digital Signage-Markt nimmt stetig zu. Neueinsteiger wie Branchenveteranen müssen sich auf starke Konkurrenz und sinkende Margen einstellen.
Der Markt für Digital Signage boomt. Das beweist nicht zuletzt die Fachmesse ISE in Amsterdam, die mittlerweile an die räumlichen Grenzen des Veranstaltungsortes RAI gestoßen ist, aber noch weit über diese hinaus wachsen könnte. Hier zeigen Anbieter der verschiedensten Disziplinen ihre technischen Neuerungen und verdeutlichen anschaulich, was derzeit die auffälligste Entwicklung der Branche ist: es herrscht Goldgräberstimmung und jeder will ein Stück vom Kuchen abhaben. Ob Display-, Software- oder Kabel-Hersteller, Distributor oder Content-Agentur – jeder schreibt sich auf die Fahne, Digital Signage zu liefern. Wo sich die Technik in den vergangenen Jahren zu immer mehr Nutzerfreundlichkeit entwickelt hat, wird der Markt aufgrund der schieren Anzahl der Mitmischenden zusehends unüberschaubarer. Erst im vergangenen Jahr haben beispielsweise BenQ und Toshiba begonnen, ebenfalls Signage-Displays anzubieten. Für die Kundschaft ist Digital Signage hingegen kein Fremdwort mehr, die technischen Möglichkeiten haben sich etabliert, das Geschäft ist stabilisiert. »Der Markt ist jetzt ein Geschäft des Standards geworden«, erklärt Franz Josef Medam, Geschäftsführer der Full Service-Agentur Cittadino. »Digital ist in der Kommunikation und in der Werbung der neue Maßstab und dieser Markt wird immer größer.« Allerdings hat sich das Wachstum verlangsamt. Gab es die vergangenen Jahre enorme Sprünge, je nach Sparte von teilweise über 20 Prozent, haben sich die Zuwächse mittlerweile etwas verringert. Damit beruhigt und festigt sich der vormals überhitzte Markt.
Einerseits bietet Digital Signage Resellern mehr Stabilität, andererseits haben das starke Wachstum und die hohe Aufmerksamkeit der vergangenen Jahre für viel Wettbewerb gesorgt. »Die großen Ausschreibungen, die in der Vergangenheit lukrativ waren, werden zu so schlechten Konditionen vergeben, dass es für Spezialisten schwer ist, diese Projekte wirtschaftlich zu stemmen und umzusetzen«, so Medam. Dennoch hat die Branche noch viel Wind in den Segeln. »Auch wenn die Margen etwas schrumpfen, bleibt es ein sehr attraktiver Markt« sagt René Klos, Produkt Marketing Manager DACH Digital Signage bei LG Electronics. »Durch die neuen und günstigen Einstiegsgeräte erschließt sich ein großes Potenzial an Neukunden.« So bieten zahlreiche Hersteller mittlerweile Out of the box-Lösungen und einige Distributoren haben einsatzbereite Basislösungen im Portfolio, mit denen auch unerfahrenen Resellern der Einstieg in den Markt gelingen kann. »Das größte Marktpotenzial liegt heute, so denke ich, im Bereich mittelständischer Filialgeschäfte mit fünf bis 200 Filialen«, erklärt Mike Finckh, Geschäftsführer des Spezialdistributors Concept International. Diese Gewichtsklasse eignet sich auch für kleine Systemhäuser, um mit ersten Projekten Erfahrung zu sammeln. Die Technik sei insgesamt einfacher und vor allem günstiger geworden, erklärt Patrick Schröder, Bereichsleiter Digital Signage bei Software-Anbieter Dimedis. »In der Basis ist das Aufsetzen eines Digital Signage-Netzwerkes so einfach wie nie zuvor.«
Dennoch ist Voraussetzung, vorerst zu Investieren und bei den Mitarbeiten für das nötige Know-how zu sorgen. Hier bieten Hersteller und Distributoren zahlreiche Trainings und Workshops, um die Lücke zwischen IT- sowie AV-Fachwissen zu schließen und sich auf diesem Weg auch an komplexere Projekte heranzutasten. Der erste Schritt ist jedoch am Fachhändler. »Leider muss man IT-Reseller häufig zu ihrem Glück tragen. Reseller, welche sich gern mit neuen Themen auseinandersetzen, verdienen längst ihr Geld mit Digital Signage«, so Finckh.
Jedoch gibt es auch Stimmen, die den Wettbewerb im Signage-Channel schon als ausreichend erachten. »Neueinsteiger sollten die Finger davon lassen! Digital Signage ist kein Neuland, welches es zu entdecken gibt«, konstatiert der Cittadino-Geschäftsführer. Es sei mittlerweile ein Geschäft für Profis mit professionellen Kunden. Die Antwort liegt wohl irgendwo zwischen Einsteigerfreundlichkeit und hoffnungsloser Überfüllung. Fakt ist, dass Erfahrung und spezialisierte Branchenkenntnisse besonders in diesem Markt von Vorteil sind. »Wer es schafft, die Technik auf die Kundenbedürfnisse maßzuschneidern, hat sicherlich einen Vorteil«, sagt Klose. Viele Lösungen blieben demnach Sonderlösungen und keine Ware von der Stange. »Was sich seither jedoch geändert hat, ist die hohe Anzahl an Kunden, die mit einer Basislösung vollkommen ausreichend versorgt sind und keine kostspielige Digital Signage-Software benötigen«, erklärt der LG-Manager. Systemhäuser hätten hier auf jeden Fall eine gute Chance, sich einen neuen Kanal zu erschließen, wenn das Thema richtig verstanden würde. Positiv für IT-Systemhäuser: »War in der Vergangenheit das Know-how eher im AV-Bereich, wird es immer mehr ein allgemeines IT-Thema«, sagt Klose.