Neben der Technik ist für Gelsinger aber auch die enge Zusammenarbeit mit den Partnern im Channel ein Schlüsselfaktor für den erhofften Erfolg der neuen Prozessoren und anderen Produkte. „Denn sie sind der entscheide Weg, über den wir unsere Technologien in den Markt bringen“, bekräftig der Manager. Er will daher schon in der Entwicklung den Austausch mit den Partnern weiter intensivieren, insbesondere mit jenen, die Produkte und Lösungen auf Basis von Intels Komponenten entwickeln – von Industriegiganten wie Microsoft bis hin zu kleinen Herstellern und Lösungspartnern. Damit hofft er zudem einige der in den letzten Jahren ganz oder teils zu AMD gewechselten Partner zurückgewinnen zu können. „Wir haben das beste Produkt. Wir haben einen Marktanteil von 80 Prozent. Wir haben die besten Software-Assets, die es in der Branche gibt. Wir leisten die beste Unterstützung für unsere Partner und unsere OEMs. Wir haben eine unglaubliche Marke, die unsere Vertriebspartner und Kunden schätzen und der sie vertrauen. […] Wenn der Vertriebspartner darin keinen Wert sieht, möchte ich mit ihm reden“, bietet sich der Intel-Chef an.
Ziel dieser Bemühungen soll es letztendlich sein, „das gesamte Ökosystem konkurrenzfähig zu Apple zu machen“, wie Gelsinger unumwunden zugibt. Auf Seiten der Geräte schließt er dabei neben den PCs explizit auch Smartphones, Tablets, Hybride sowie Peripherie mit ein. Dank der Innovationskraft des breiten Ökosystems sollen sie alle künftig eine bessere Nutzererfahrung bieten und die teils noch starren Grenzen zwischen ihnen weitgehend aufgelöst werden. Während ARM zunächst die Krone im mobilen Bereich erobert hat und nun, getragen von Apple, in Richtung von Laptops und Desktops zielt, will Gelsinger auf dem umgekehrten Weg zurückschlagen. „Wir versuchen nun, unseren Wirkungsradius nach unten zu erweitern, indem wir tiefer in den Tablet- und Bildungsbereich vordringen, im Gegensatz zum [ARM-]Ökosystem, das in die andere Richtung wächst“, so Gelsinger. Weiter in die Zukunft gedacht, könnte das also bedeuten, dass es nach den gescheiterten Versuchen der Vergangenheit dereinst sogar wieder Smartphone-Prozessoren von Intel geben könnte.
Im ersten Moment werden angesichts der aktuellen Situation Erinnerungen an die Situation vor 10 bis 15 Jahren wach. Damals hatte AMD mit seinen Athlon-64- und Opteron CPUs einen Überraschungserfolg gelandet und die Schwächen von Intels Pentium 4 sowohl im Client- als auch Server-Bereich gnadenlos ausgenutzt. Mit der Vorstellung der Core-2-Generation konnte Intel den Spieß dann allerdings wieder umdrehen, nicht zuletzt weil AMD parallel beim K10 patzte. Dieses Mal stehen die Vorzeichen allerdings etwas anders. Denn auch wenn Intel mit den neuen Generationen unbestritten einen deutlichen technologischen Sprung schafft, haben AMD und Apple ebenfalls starke CPUs um Angebot und bereits entsprechende Nachfolger in der Pipeline. Abseits des Marketinggetöses deuten handfeste Ergebnisse aus Benchmarks aktuell eher auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hin, denn auf die von Gelsinger proklamierte Führung. Noch mehr als für die Leistung gilt das bei der Energieeffizienz. Den Handel und seinen Kunden dürfte diese Situation allemal gefallen. Gibt ihnen der scharfe Wettbewerb doch die freie Auswahl zwischen den Herstellern und Produkten und befeuert gleichzeitig die zuletzt etwas ermattete Innovationkraft im CPU-Bereich neu.