funkschau: Welche Herausforderungen stellen sich für einen Antennenspezialisten wie Kathrein in diesem Umfeld?
Heise: Um die Funktionalitäten beim vernetzten Fahren zu realisieren, sind verschiedene Antennen am und im Fahrzeug erforderlich. Diese sollen nicht sichtbar sein, also versteckt im Fahrzeug angebracht. Es steht also nur begrenzter Bauraum für die Lösungen zur Verfügung. Eine besondere Herausforderung ist, dass die Antennen speziell für das jeweilige Fahrzeug entwickelt werden. Es gibt sozusagen keine Lösung von der Stange. Dieser Aspekt wird immer wichtiger werden, da die Zahl der Antennen insgesamt zunimmt. Beispielsweise, um MIMO zu realisieren, also die Nutzung mehrerer Sende- und Empfangsantennen zur Erhöhung der maximal erreichbaren Datenraten. Zusätzlich werden neue Frequenzbereiche oberhalb von 5 GHz hinzukommen, was die Auslegung der Antennen ebenfalls beeinflusst.
funkschau: Und welche Herausforderungen stellen sich für die Zusammenarbeit von Fahrzeugherstellern mit ITK-Zulieferern für die Entwicklung künftiger Connected-Car-Lösungen?
Heise: Die Kommunikationstechnik-Branche ist sehr dynamisch, es gibt innerhalb kurzer Zeitabstände neue Bauteile, neue Frequenzen und neue Netze. Gerade Lifestyle-Produkte wie Smartphones unterliegen diesem schnelllebigen Wandel, sie werden in immer kürzeren Zyklen überarbeitet und mit neuen Features ausgestattet. Der Produktlebenszyklus bei Autos ist deutlich länger, die Planung für ein neues Modell oder eine neue Baureihe nimmt mehr Zeit in Anspruch als bei einem Elektronik-Artikel. Wenn das Fahrzeug auf den Markt kommt, muss die Konnektivität mit dem aktuellen User Equipment dennoch gegeben sein. Hier gilt es also, die Kommunikationssysteme zukunftssicher zu planen. In diesem Zusammenhang wird auch wichtig sein, technologische Standards innerhalb der Automobilbranche zu definieren.
funkschau: Kathrein hat vor kurzem einen Großauftrag des Automobilkonzerns Daimler erhalten. Wie sieht dieser Auftrag genau aus?
Heise: Der Auftrag umfasst eine Vielzahl von Antennen und Modulen für diverse Telematik-Anwendungen und Rundfunkdienste in verschiedenen Fahrzeugklassen ab dem Jahr 2018. Insgesamt geht es um mehr als 30 verschiedene Lösungen, die in Fahrzeugen von Mercedes-Benz verbaut werden. Dazu zählen Antennen für Mobilfunkdienste und Navigationssysteme ebenso wie Systeme für digitalen und analogen Radioempfang. Die meisten Lösungen werden versteckt in den Fahrzeugen verbaut, beispielsweise in den Seitenspiegeln oder den Scheiben. Zwischen 2018 und 2023 werden rund 40 Millionen Komponenten an Daimler ausgeliefert.