Das Vertrauen der Endkunden zu gewinnen, ist nicht die einzige Herausforderung, vor der Automobilhersteller stehen. Aufgrund der zunehmenden Menge an Softwarecode in Fahrzeugen wird auch der Typgenehmigungsprozess immer komplexer. Mit der Typgenehmigung bescheinigt das Kraftfahrt-Bundesamt, dass ein Fahrzeug die Vorschriften erfüllt. Zwar variieren die Anforderungen an die Typgenehmigung von Land zu Land, basieren aber weltweit auf einem mehr als 100 Vorschriften umfassenden Regelwerk der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (UNECE). Ein fixer Anforderungskatalog zum Einsatz von Over-the-Air (OTA) Updates in Ländern, für die die UNECE zuständig ist, wird voraussichtlich noch dieses Jahr verabschiedet.
Roger Ordman erklärt die Auswirkungen des neuen UNECE-Regelwerks für die Automobilhersteller: „Immer, wenn ein Update einer Software neue Funktionen hinzufügt oder bereits zertifizierte Funktionen verändert, muss der Fahrzeughersteller eine neue Typgenehmigung beantragen.“ Das führe dazu, dass Automobilhersteller den zeitintensiven und teuren Typgenehmigungsprozess jedes Mal erneut durchlaufen müssen, wenn sie Änderungen an der Software vornehmen. Behebt ein Update lediglich Bugs, muss der Automobilhersteller nachweisen, dass es der Software keine neuen Funktionen hinzufügt. „Das ergibt auch absolut Sinn. Denn selbstverständlich will man das Bremssystem nicht updaten, ohne dass die Software-Neuerungen umfassend getestet wurden“, sagt Ordman. „Mit unserer Line-Of-Code-Behavior-Technologie können wir sämtliche Änderungen am Softwarecode dokumentieren. Das bedeutet, dass nicht die komplette Software neu abgenommen werden muss. Wir helfen den Automobilherstellern gegenüber den Regulierungsbehörden detailliert nachzuweisen, welcher Teil der Software von einem Update betroffen ist und neu zertifiziert werden muss. Der Teil der Software, an dem gar nichts geändert wurde, muss auch nicht neu zugelassen werden.“ Das beschleunige den Typgenehmigungsprozess und reduziere folglich auch die damit verbundenen Kosten.
Da die Lösung von Aurora Labs auch Software-Updates validiert, berücksichtige sie alle vier Phasen einer In-Vehicle-Software-Management-Lösung – das Erkennen und Beheben von Fehlern sowie das Updaten der Software und die Validierung der neuen Version. Genau das unterscheide die Lösung von Aurora Labs von Produkten potenzieller Mitbewerber, die ebenfalls Software-Updates anbieten. Indem das Unternehmen alle vier Phasen der Fahrzeugwartung berücksichtige, biete man eine breit aufgestellte Lösung für Fahrzeughersteller. Die Lösung hilft den Automobilherstellern dabei, Probleme in der Fahrzeug-Software proaktiv zu erkennen und zu beheben – und nicht erst zu reagieren, wenn ein Fehler auftritt.
Der Ansatz von Aurora Labs unterscheidet sich laut eigenen Angaben auch von dem anderer Anbieter, da er Updates nahtlos aufspielt. Ordman erklärt: „Normalerweise muss man ein Fahrzeug offline nehmen, um ein Update zu installieren. Mithilfe von Aurora Labs können Automobilhersteller ihren Kunden ein besseres Nutzererlebnis bieten, weil wir die Software ohne Ausfallzeit updaten. Dadurch kann man sein Auto auch fahren, wenn gerade ein Update aufgespielt wird.“
Vorteil Israel
Gegründet wurde Aurora Labs vor drei Jahren in Tel Aviv. „Der Vorteil an Israel ist die aufstrebende Gründerszene. Unsere Stärke liegt darin, dass wir neue Ideen einfach ausprobieren und keine Angst davor haben, dass manchmal etwas nicht klappt“, erklärt Ordman. „Man kann aus jeder Erfahrung etwas lernen. Wir haben keine Angst vor dem Scheitern.“ Laut Ordman fehle Israel allerdings eine große Industrie. Das ist auch der Grund, warum sich Israel und Deutschland seiner Ansicht nach perfekt ergänzen. Israel mit seiner starken Start-up-Szene, Deutschland mit seiner Industrie. Ordman spricht von einer wunderbaren Beziehung zwischen den beiden Ländern. Er schätzt die Offenheit, mit der deutsche Automobilhersteller israelischen Start-ups und ihren Ideen begegnen. „Die deutsche Industrie hilft israelischen Start-
ups dabei, ihre Ideen so weiterzuentwickeln, dass sie perfekt auf die Fahrzeuge der Automobilhersteller zugeschnitten sind. Wenn wir die Stärken beider Länder kombinieren, können wir Großes erreichen.“
In naher Zukunft will Aurora Labs all seine Anstrengungen darauf konzentrieren, Automobilherstellern zu neuen Erfolgen zu verhelfen und sie dabei unterstützen, ihre Versprechen einzulösen. „Technisch gesehen ist unsere Software auch für den Einsatz in anderen Industriezweigen geeignet. Im Moment fokussieren wir uns aber auf die Automobilbranche“, führt Ordman aus. Dort sei der Bedarf an der Line-Of-Code-Behavior-Technologie seiner Ansicht nach am größten. Außerdem könne die Lösung von Aurora Labs Kunden im Automotive-Bereich einfach am besten helfen. Denn darum gehe es dem Unternehmen: die nächste Generation softwarebasierter Automobil-Funktionen fit für die Zukunft zu machen.