Zum dritten Mal zeigen auf CeBIT Technologie-Startups in einer eigenen Halle ihre Innovationen. Von der Digitalen Avantgarde lernen, heißt für etablierte Mittelständler: Den eigenen Wandel in die digitale Zukunft voranbringen. Rauchmelder-Hersteller Nest mit knapp 300 Mitarbeitern wird für 3,2 Milliarden Dollar von Google geschluckt. Das junge Internetunternehmer WhatsApp mit kaum 50 Mitarbeitern kauft Facebook für 19 Milliarden Dollar. Facebook, zehn Jahre nach seiner Gründung, ist fast schon ein Internet-Dinosaurier – aber ein teurer: Mit einem Börsenwert von über 100 Milliarden Dollar so wertvoll wie Apple. Konzern-Vorstände, aber auch der eigentlich innovative deutsche Mittelstandsunternehmer, nehmen solche Berichte kopfschüttelnd aus der guten alten Börsen-Zeitung zur Kenntnis – in guter Erinnerung an die Internet-Blase zur Jahrtausendwende. Übertreibungen am Kapitalmarkt sind das eine, strukturelle Veränderungen in den Märkten und der Arbeitswelt, getrieben durch Technologiesprünge, das andere. Letzteres hat unzweifelhaft eine Dynamik entwickelt, die neue Geschäftsmodelle ermöglicht - und alte zum Wanken bringt. Der Versand- und Einzelhandel hat die Überlegenheit von Amazon früh zu spüren bekommen. Banken- und Versicherungen könnten als nächstes Opfer der Digitalisierung werden, wenn Google, Amazon oder Apple ihren Millionen dauervernetzten Kunden neue Zahlungs- oder Versicherungsdienstleistungen anbieten werden.
Ulrich Dietz weiß, wie schwer sich etablierte Unternehmen auf dem Weg zur digitalen Transformation tun. Und wie leicht IT-Startups der Eintritt in neue Geschäftsfelder gelingen kann, die durch die Digitalisierung überhaupt erst möglich werden. Kontakt zur digitalen Avantgarde und Transfern von Know-how, das waren die Beweggründe, warum der CEO und Gründer der Stuttgarter GFT Technologies den Gründerwettbewerb CODE_n ins Leben gerufen hat.
Heiß begehrte Datenpioniere
Bereits zum dritten Mal zeigen junge Unternehmen aus der ganzen Welt in einer eigenen Halle auf der CeBIT ihre Produkte und Dienstleistungen. Das beste Startup wird mit einem 30.000 Euro dotierten Preis gekürt, der am 12. März mit einer Party in der 5.000 Quadratmeter großen Halle 16 feierlich übergeben wird. Die international renommierten Designer Clemens Weisshaar und Reed Kram sorgen übrigens dafür, dass Ästhetik nicht Musentempeln vorbehalten bleibt, sondern auch Technologie-Präsentationen optisch anspruchsvoll zur Reflexion einladen können.
Interessanter als die kleine Kapitalspritze sind die gegenseitigen Kontakte unter den Gründern und die Verbindungen zu etablierten Unternehmen, denen eine Transformation in die digitale Industrie noch bevorsteht. Dass in diesem Jahr 50 Entrepreneure aus 17 Ländern ihre Softwarelösungen im Umfeld von Big Data zeigen, dürfte auch besonders viele Ventures nach Hannover locken. Die Liste der Teilnehmer war im Vorfeld heiß begehrt.
Mehr als 450 Firmen aus über 60 Ländern haben sich für eine Teilnahme an CODE_n beworben. Die Finalisten zeigen, wie groß der Anwendungsbereich datenanalytischer Technologie mittlerweile geworden ist. Datenströme aus den unterschiedlichsten, stetig wachsenden Quellen liefern in Echtzeitanalyse Einsichten, die ohne intelligente Vernetzung dieser Informationen nicht ans Tageslicht kämen. Prognostische Diagnosen liefern valide Entscheidungshilfen, um Trends zu erkennen oder Risiken frühzeitig zu begegnen. Die Digitale Avantgarde besonders im Umfeld von Big Data erlebt eine Pionierzeit, die mitzugestalten Traditionsunternehmen gerne eingeladen sind.