GFT-Chef Ulrich Dietz ist fest überzeugt, dass der Wandel zur digitalen Industrie eine große Chance für den deutschen Mittelstand ist. Von der digitalen Avantgarde können sie lernen, wie innovative Technologie adaptiert und schnell zur Marktreife gebracht werden kann.
CRN: Sie den Gründerwettbewerb CODE_n vor drei Jahren ins Leben gerufen. Was war der Hintergrund für diese Initiative?
Dietz: Wir befinden uns in einem Zeitalter der digitalen Transformation und diesen Wandel hin zu einer digitalen Wirtschaft wollen wir beschleunigen. Die Gefahr ist riesengroß, dass aus dem Silicon Valley neue Spieler auftauchen, die die Industrie komplett umkrempeln. Themen wie Industrie 4.0 oder Internet der Dinge sehen wir als eine riesengroße Chance an, insbesondere für die deutsche mittelständische Industrie, wenn es den Unternehmen gelingt, ihre Produkte und Dienstleistungen in die digitale Welt zu transformieren. Dafür brauchen sie den Zugang zu Technologien und zu jungen Firmen, die ihnen helfen können, die Transformation schneller zu bewältigen. CODE_n bringt die Industrie mit den sehr innovativen und interessanten Startups zusammen und stellt den Link zur digitalen Industrie her.
CRN: »Driving the Data Revolution« heißt das Motto der 50 Startups, die in diesem Jahr auf der Cebit ausstellen und in einer eigenen Halle um die Awards von CODE_n kämpfen. Was werden die ausgewählten Firmen dort zeigen?
Dietz: Ich bin sehr begeistert, dass sich viele internationale Firmen mit tollen Ideen und Produkten aus dem Big Data-Umfeld für CODE_n beworben haben. Die Firma Marinexplore aus dem Silicon Valley beispielsweise zeigt, wie vier-dimensionale Daten des Meeresbodens aufbereiten und damit die Risiken für die maritime Wirtschaft erheblich senkt werden können. Wir haben Firmen, die Big-Datalösungen für den Finanz- und Gesundheitsbereich vorstellen. Die Firma Sablono aus Berlin zeigt 3D-Konstruktionssoftware für die Bauwirtschaft. Graphmasters, ebenfalls aus Deutschland, hat sich auf internetbasierte Verkehrsmanagementsysteme für Navigationsgeräte spezialisiert. Damit lassen sich Staus vermeiden. Die Produkte dieser und vieler anderen Startups sind von hoher Qualität, was mich positiv überrascht hat.
CRN: Wie viele Besucher erwarten Sie bei CODE-n in Halle 16?
Dietz: Wir zählten letztes Jahr 15.000 bis 18.000 Besucher. In diesem Jahr werden es sicher mehr sein.
CRN: Der Nüchternheit einer Messehalle setzt CODE_n eine recht eigenwillige Ästhetik gegenüber. Kann Kunst besser erklären, was Software macht?
Dietz: Wenn ich die Stände auf Technologiemessen anschaue, bin ich bislang nie vor Begeisterung in die Luft gesprungen. Man kann IT auch schön präsentieren. Unser Konzept bei CODE-n ist, Technologie anspruchsvoll zu präsentieren und die Besucher zu faszinieren. Das ist unser Anspruch und da werden wir dieses mal noch mehr zeigen als in den letzten Jahren.
CRN: Apropos Begeisterung: Manager deutscher IT-Firmen sind im Auftritt ja eher nüchtern-sachlich, bodenständig und sind nicht gerade als Vorbilder für die jungen Wilden aus der digitalen Welt geeignet. Braucht man in der deutschen IT-Industrie nicht auch ein bisschen mehr Google statt Siemens?
Dietz: Wir brauchen in erster Linie erfolgreiche Unternehmer. Wenn dazu noch das Showmaster-Talent kommt, ist das sicher nicht verkehrt. Aber nicht jeder Showmaster ist ein erfolgreicher Unternehmer, wenn ich hier einmal auf Dotcom Kim Schmitz verweisen darf. Entscheidend ist, dass gute Firmen entwickelt werden. Daran sollten sich junge Gründer orientieren. Vorbilder wie Robert Bosch oder den United-Internet-Gründer Ralph Dommermuth haben wir ja in Deutschland viele.