Denn der Erfolg digitaler Services hängt entscheidend davon ab, die Sensordaten und die Informationen aus Geo-Analysen, Telematik- und Wetterdiensten zusammenzuführen, zu analysieren und anschließend in die Arbeitsprozesse der Landwirte zu integrieren. Diese Services liefern dann zum Beispiel die Entscheidungsgrundlage, wann und wo gedüngt, geerntet und wie bewässert werden muss. Tech-Konzerne bieten hierzu eigene Farming-Clouds an, die Wetterdaten, Bodenanalysen und betriebswirtschaftliche Auswertungen liefern. Außerdem können Anwender über diese Plattformen auch ihr Geschäft mit vorgegebenen Lieferanten von Saatgut, Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln abwickeln – so mancher Landwirt möchte seine Lieferanten jedoch selbst bestimmen.
Auch einige Landmaschinenhersteller betreiben inzwischen eigene Cloud-Plattformen, die Services zum Managen von Agrar-, Logistik- und Verwaltungsdaten bereitstellen. Sie ermöglichen es beispielsweise, die Auslastung und Wartung der Maschinen zu optimieren. Allerdings weckt dieses Modell bei manchem auch die Befürchtung, dass Landwirte die Datenhoheit verlieren könnten. Hinzu kommt, dass die Bauern in der Regel Maschinen und Geräte von verschiedenen Herstellern auf dem Hof stehen haben. Da die Lösungen der Landtechnikhersteller aber gemeinhin herstellerabhängig sind, passen die Daten der unterschiedlichen Geräte oftmals nicht zusammen. In der Folge entstehen Insellösungen.
Neutrale Datendrehscheibe soll Schwung aufnehmen
Einen Ausweg aus dem Interessen- und Technikkonflikt sehen Agrarwissenschaft und Politik in neutralen Datendrehscheiben, auf denen die Daten fließen sollen. Ein Landwirt beauftragt dann Dienstleister seiner Wahl, die Daten klar geregelt und automatisiert verarbeiten. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) stellte hierzu auf dem Digitalgipfel 2019 in Dortmund das Projekt „Smarte Daten, Smarte Dienste“ (SDSD) vor. Ziel dabei ist es, Plattform-Module zu entwerfen, zu implementieren und zu erproben. Entstehen soll so ein offenes Ökosystem von mehreren Software-Komponenten, die einen hersteller- und dienstübergreifenden Datenaustausch und die anschließende Datenauswertung realisieren. Durch die Offenheit für alle Interessierten erhofft man sich eine rasche und vielfältige Weiterentwicklung. Zudem soll dieser Ansatz strikte Neutralität und breite Anwendung garantieren. Insgesamt will das Ministerium digitale Experimentierfelder in landwirtschaftlichen Betrieben bis 2022 mit mehr als 50 Millionen Euro fördern.
Wie bei jedem smarten Dienst hängt die Umsetzung vom Datenmanagement ab. Landwirte und -betriebe sollten sich daher auch Gedanken machen, wie sie ihre Informationen erfassen – und wo sie diese sicher ablegen wollen. Im nächsten Schritt geht es um die Datenbereitstellung für eine offene Plattform oder andere Apps zur Datenverarbeitung. Das gelingt am besten mit einer modernen Dateninfrastruktur, die flexibel und skalierbar ist. Hier läuft in der Regel alles auf ein Hybrid-Cloud-Modell hinaus.
Intelligent die Daten managen
Die Erprobung neutraler Datendrehscheiben wird wichtige Erkenntnisse liefern, ob sich diese als digitale Infrastruktur für Landwirte eignen. Ein Ergebnis steht jedoch jetzt schon fest: Im intelligenten Datenmanagement liegt der Schlüssel, um die landwirtschaftliche Produktion zu verbessern und somit effizienter und nachhaltiger zu machen. Das Kernstück bildet hierbei eine standort- und infrastrukturunabhängige Software, die Landwirtschaftsbetriebe für unterschiedliche Szenarien der Datensicherung, -sicherheit, -integration und -optimierung einsetzen können. Diese sind dann in der Lage, ihre Daten effizient zu verwalten und zu nutzen. Genossenschaftsmodelle für das Nutzen der digitalen Infrastruktur würden die Investitionsrisiken erheblich senken, die bisher die digitale Landwirtschaft aufhalten.
Peter Hanke ist Senior Director Germany im Bereich Cloud Data Services bei NetApp