"Gebt Gas. Gebt endlich Gas!" Diese dutzendfach wiederholte Forderung des Zukunftsforschers Nick Sohnemann dürfte den Teilnehmern des Digital Innovation Day am stärksten in Erinnerung bleiben. Es ist Zeit zum Durchstarten, zeigte die renommierte Telefónica-Veranstaltung am Mittwoch. Denn die "Schockwellen der Digitalisierung haben die deutschen Kern-Industrien erreicht", wie es der CTO der Software AG, Wolfgang Beeck, in seiner Präsentation formulierte.
Ein großer Wille zum Aufbruch zeigte sich überall bei dem Treffen von Experten und Unternehmensvertretern, das CEO Thorsten Dirks vor 300 Teilnehmern eröffnete. Auch Bayerns Staatsministerin für Wirtschaft und stellvertretende Ministerpräsidentin Ilse Aigner nahm daran teil und mahnte in ihrer Rede, dass "wir uns bei der Digitalisierung nicht die Butter vom Brot nehmen lassen" sollen. In den kommenden Jahren müsse das gesamte Produktionsumfeld digitalisiert werden: von der Grundlagenforschung bis zur Industrie-Software. Alle bisherigen Geschäftsmodelle seien auf dem Prüfstand, wie man an den jüngsten Beispielen sehen könne. Die US-Firmen AirBnB und Uber seien in wenigen Jahren zu den weltgrößten Anbietern von Unterkünften und Taxis aufgestiegen, obwohl sie gar keine eigenen Hotels oder Fahrzeuge besitzen. Die Digitalisierung hat es ermöglicht.
Besonders der Mittelstand, an den sich der Digital Innovation Day vor allem richtete, steht unter Druck. Er ist das Rückgrat der Wirtschaft, doch 70 Prozent der deutschen Unternehmen stellt die Digitalisierung vor eine große Herausforderung. Das zeigt eine Umfrage des Hightech-Branchenverbandes Bitkom: Knapp die Hälfte (48 Prozent) der Befragten beobachtet, dass Wettbewerber aus der Internet-Branche in ihren Markt drängen. In mehr als jedem zweiten Unternehmen (55 Prozent) ändere sich als Folge der Digitalisierung das Geschäftsmodell. Doch die gute Nachricht dabei sei, dass die Unternehmen die Notwendigkeit von Veränderungen erkannt hätten, sagte Thorsten Dirks, CEO von Telefónica in Deutschland, in seiner Rede.
"Es wird oft behauptet, dass Europa die erste Halbzeit der Digitalisierung gegen die Amerikaner bereits verloren habe", brachte der CEO von Telefónica in Deutschland die Lage auf den Punkt. "In die zweite Halbzeit starten wir jedoch mit gänzlich anderen Voraussetzungen. Viele unserer Industrieunternehmen sind in ihren Bereichen Weltmarktführer, und dies gilt insbesondere für Unternehmen aus dem deutschen Mittelstand." Denn ab jetzt gehe es um industrielle Anwendungen. M2M-Kommunikation wird Maschinen und Geräte, Fahrzeuge und Häuser, Industrieanlagen und Logistikzentren zu einem Internet der Dinge vernetzen.