Im Arbeitsalltag führt das anhaltende Misstrauen der deutschen Führungskräfte dazu, dass fast ein Viertel (23 Prozent) von ihnen hybrides Arbeiten kategorisch ablehnt. Weitere 42 Prozent geben dem wachsenden Druck offensichtlich nur widerwillig nach und verlangen von ihren Angestellten, dass sie wieder mehr als die Hälfte ihrer Arbeitstage im Büro ableisten. Quasi völlig ausgeschlossen ist für die meisten (87 Prozent) der Topmanager die aktuell diskutierte Einführung einer Viertagewoche, obwohl es auch dafür einige sehr vielversprechende Beispiele gibt. Die Wünsche der Arbeitnehmer in Deutschland stehen diesem Habitus indes diametral entgegen. Sie bewerten die Erfahrung der letzten Jahre weitgehend positiv, weshalb sich 71 Prozent ein vorwiegend selbstbestimmtes hybrides oder dezentrales Arbeitsumfeld wünschen. Aus ihrer Sicht wird im Home Office zudem meist nicht zu wenig, sondern eher zu viel geleistet. Allerdings geben die Angestellten an, diesen Nachteil für Vorteile wie die gewonnene Flexibilität und Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit sowie die oft gesparte Fahrtzeit gerne in Kauf zu nehmen.
Dieser krasse Gegensatz bei den Vorstellungen und Einschätzungen zu flexiblen Arbeitsmodellen führt im Ergebnis aktuell in vielen Unternehmen zu einer paradoxen Situation: Statt wie ursprünglich befürchtet im Home Office, tritt erst jetzt mit der Rückkehr der Mitarbeiter in die Büros plötzlich in einigen Unternehmen doch noch ein Abfall der Produktivität ein. Und der ist nicht nur spür-, sondern auch messbar. So berichtet ein Viertel der Manager, dass die Umsätze ihres Unternehmens seit der angeordneten Teil-Rückkehr in die Büros spürbar gesunken sind. 22 Prozent der Unternehmensverantwortlichen verzeichnen außerdem rückläufige Verkaufszahlen und bei 17 Prozent drücken diese Entwicklungen auch auf den Aktienkurs der Firma. Ohne Zweifel ist das vorwiegend der schlechten allgemeinwirtschaftlichen Situation geschuldet.
Dass aber auch der Faktor der Zwangsrückkehr in die Büros hier eine signifikante Rolle spielt, deutet alleine schon der Zusammenhang an, dass dieser negative Effekt analog zur Ablehnung hoher Freiheitsgrade bei der Wahl des Arbeitsortes in Deutschland besonders groß ist. Knapp jeder fünfte deutsche Arbeitnehmer gibt an, sich dadurch drangsaliert zu fühlen und seinen Einsatz deshalb auf „Dienst nach Vorschrift“ heruntergefahren zu haben. Fast die Hälfte (43 Prozent) beklagt einen Einbruch der Motivation durch die Rücknahme der freien Ortswahl. Besonders drastisch sind diese Werte ausgerechnet in den wichtigen IT-abteilungen, wo 60 Prozent der Befragten angeben, ihre aktuelle Position inzwischen bereits still gekündigt zu haben. Demnach scheint es also eher die Anwesenheit im Büro zu sein, die die Produktivität sinken lässt, als das Home Office. „Die Art, wie und wo Mitarbeiter ihre Arbeit erledigen wollen, hat sich grundlegend verändert, und es ist für Führungskräfte unerlässlich, kulturelle und technische Barrieren zu überwinden, um dies zu ermöglichen“, fasst Neff die Ergebnisse und die daraus abzuleitende Empfehlung an die Unternehmensverantwortlichen zusammen.