Die Macht der Daten

Vom Hersteller zum Händler

4. August 2022, 14:30 Uhr | Autor: Alexander Janthur / Redaktion: Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Datenhoheit gewinnen mittels Data Hub

Nur durch die effiziente Verarbeitung von Daten können Unternehmen langfristig noch stärker wertschöpfend agieren. Zurzeit dominieren ERP-Systeme die digitalen Infrastrukturen von produzierenden Unternehmen. Sie sind zwar leistungsfähig in der Verarbeitung von Daten, nicht aber bei der Datenverteilung. Dennoch fungieren sie heute als Datendrehscheibe zwischen Teilsystemen – obwohl sie dafür nicht geschaffen wurden. Hindernisse sind oftmals langsame Datenbanken sowie die dabei notwendige Datentransformation zwischen einzelnen Schnittstellen, was eine Echtzeit-Weiterverarbeitung erschwert. Dabei sind gerade solche Daten für das Tracking von Produkten oder die Ausgabe von möglichen Liefermengen wichtig. Daher sollten sich Unternehmen darauf fokussieren, alte und zentralistische Strukturen beim Datenmanagement zu überwinden sowie neutrale und flexible Datenschichten einzuführen.

Abhilfe bietet die Einführung eines Data Hubs, dessen einziger Zweck es ist, Datenströme grundlegend zu harmonisieren und zu bündeln. Dafür wird in die Systemlandschaft eine neue Datenschicht eingefügt, das Hub, die alle im Unternehmen vorhandenen Daten über standardisierte Schnittstellen entgegennimmt oder anbietet sowie die Hoheit über alle Datenstrukturen inklusive Accountdaten und Zugriffsrechten besitzt. Alle übrigen Systeme von CRM über Online-Shops, die FiBu bis hin zum ERP, werden mit dem Hub verbunden und kommunizieren über eine standardisierte Schnittstelle miteinander. So wird die Datenkommunikation von einer verzweigten Struktur mit diversen Abhängigkeitsketten zu einer einheitlichen Standarddatenstruktur transformiert und eine flexible Datenvermittlung zwischen allen Systemen ermöglicht. Anstatt einer Point-to-Point-Verbindung, die einzelne Systempunkte verknüpft, profitiert eine Vielzahl von Systemen über das Data Hub von einer schnelleren und effizienteren Kommunikation.

Ein solcher datenzentrierter Architekturansatz optimiert den Datenaustausch sowie die Erfassung und Verwertung von Informationen. Im Fokus steht dabei der universelle Zugang: Durch das Zusammenführen von Datenströmen lassen sich dieselben Informationen an mehreren Anwendungspunkten gleichzeitig verarbeiten. Dabei verfügt jede Anwendung über einen vollständigen Datenzugriff auf jene Datensätze, die sie zum Funktionieren benötigt.

Neben dem effizienteren Austausch von Daten ermöglichen Hub-Architekturen neue Wertschöpfungsketten für Unternehmen. Zudem lassen sich in diesem Konzept Systeme problemlos adaptieren, austauschen und erweitern, ohne zusätzliche Risiken zu verursachen. Daher bleiben die Aufwände für die Integrationen vergleichsweise gering. Wer Daten schnell und sorgfältig erfasst und verarbeitet, kann nicht nur Kosten sparen und effizienter arbeiten; es eröffnet sich vielmehr ein neuer Wissenszweig, der das eigene Unternehmen modernisiert sowie die Grundlage für ein erweitertes digitales Angebot schafft. 

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Nicht nur für Enterprise-Unternehmen

Besonders Hidden Champions kann die Ausweitung eines digitalen Angebots und der Aufbau eigener digitaler Vertriebskanäle einen hohen Mehrwert bieten und einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Daher sollten mittelständische Unternehmen keine Scheu haben, in den Umbau der eigenen IT-Infrastruktur zu investieren. Das Einziehen einer neutralen Datenschicht ist dabei der Schlüssel, um Daten nutzbar zu machen und neue Technologien wie KI-Anwendungen im eigenen Betrieb anzuwenden. Am Ende sind der Wille zum Wandel, eine digitale Umstrukturierung des Unternehmens und das Ausschöpfen vorhandener Ressourcen die wichtigsten Schritte in Richtung kundenzentriertes Industrieunternehmen. Data Hubs erweisen sich dabei als ein Werkzeug, um die eigene IT-Infrastruktur zukunftssicher aufzustellen und schneller auf Trends zu reagieren.

Alexander Janthur ist Gründer und CEO der Berliner Technologie-Agentur Turbine Kreuzberg

IDTA Aktuell: Energie sparen mit dem digitalen Zwilling

Digitales Typenschild, Konzept
Ziel des des digitalen Typenschildes ist es, das althergebrachte Schild vollständig zu digitalisieren und darüber hinaus zusätzliche Services zu ermöglichen. Produkt-begleitende Papierdokumentation soll mit dieser Lösung vollständig abgeschafft werden.
© ZVEI

Mitte März hat die Industrial Digital Twin Association (IDTA) zusammen mit der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) ein Memorandum of Understanding (MoU) unterzeichnet, in dem man sich gemeinsam für Innovationen im Bereich Klimaschutz in der Industrie ausspricht. Beide Partner heben insbesondere die Digitalisierung als bedeutenden Enabler für die Dekarbonisierung der Industrie hervor. Um hier die Potenziale zu heben, bedürfe es realitätsgetreuer digitaler Abbilder der Produktion. Die Mitglieder der IDTA arbeiten an der Umsetzung ebendieser digitalen Zwillinge für die breite, praktische Anwendung.

Erste Use Cases zeigen, wie der digitale Zwilling konkret Nachhaltigkeitsziele unterstützen kann. So ermöglicht das sogenannte digitale Typenschild durch den Scan eines Codes die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks (siehe Grafik). Produktinformationen werden digital abgebildet und Druck, Transport und Entsorgung von physischen Handbüchern dadurch vermieden. Der Anwendungsfall des digitalen Produktpasses baut darauf auf und integriert alle Daten, die den gesamten Ressourcenverbrauch eines Produktes abbilden. Damit wird der CO2-Fußabdruck eines Produktes entlang der gesamte Lieferkette zusammengeführt und sichtbar gemacht. Maßnahmen zur Reduktion von Kohlendioxid könnten so laut IDTA wirkungsvoll vorgenommen werden. Auch zur Ermittlung der Energiebedarfsmessung im Shopfloor dient der digitale Zwilling. Die Digitalisierung von Messwerten und Systemen erlaubt eine Analyse inklusive bereits bestehender Anlagen. Damit lassen sich Energiebedarf und Ressourcenverbrauch von Anlagen – von der Planung bis zum laufenden Betrieb – gezielt überwachen und senken. (DK)


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