conncect professional: Was waren die technischen Schlüsselkomponenten Ihres IT-Konzepts?
Matthiesen: Technische Basis und erster Baustein der neuen IT sollte ein modernes, modular konzipiertes und besonders flexibles Identity Management sein. In ihm sollte jede Lehrkraft und jeder und jede Schüler*in mit einer digitalen Identität vertreten sein, ein Benutzerkonto haben und über dieses auf möglichst viele IT-Dienste und Ressourcen Zugriff haben.
Nachdem das klar war, haben wir uns auf die Suche nach einer passenden Lösung gemacht und sind recht schnell auf UCS@school vom Bremer Softwarehersteller Univention gestoßen. Dessen Open-Source-Lösung für ein zentrales Identitäts- und Zugriffsmanagement, an das externe Dienste recht einfach angebunden werden können, und das ein zentrales Konzept für die Verwaltung von Nutzern und Anwendungen mitbringt, wurde damals bereits bei anderen Schulträgern in Schleswig-Holstein eingesetzt.
conncect professional: Wie sahen die konkreten Schritte aus, um eine komplett neue zentral IT-Infrastruktur zu schaffen?
Matthiesen: Um möglichst Zeit, Geld und Nerven zu sparen, entschieden wir uns, in einer Testphase mit der Anbindung einer einzigen weiterführenden Schule als Pilotschule. Dort sollten Praxiserfahrungen gesammelt werden, die wir für die schrittweise Etablierung gleicher Standards an allen anderen Schulen nutzen konnten.
In diesem Pilotprojekt sollten neben dem Umgang mit der Lösung selbst auch Erfahrungen zu Themen wie der zukünftig benötigten Bandbreite oder dem Bedarf an Hardware und Personal für die Betreuung gesammelt werden. Im Piloten umgesetzt haben wir dann unter anderem Themen wie ein zentrales ID-Management mit einer Anmeldung für die Benutzer im pädagogischen Netz und den IT-Diensten, eine zentrale, selbstgehostete Cloud-Lösung für die Datenablage und das kollaborative Arbeiten auf Basis von Nextcloud oder auch die Benutzerrolle „Lehrer-Administrator“.
Auf Basis der Erfahrungen, die wir mit der Pilotschule gesammelt haben, konnten wir recht verlässlich planen, welcher Aufwand für die Umsetzung der Lösung für das gesamte Schulumfeld in Flensburg nötig sein würde.
conncect professional: Und wie sieht Ihre Schul-IT-Infrastruktur heute aus?
Matthiesen: Wir haben unsere Ziele für einen nachhaltigen Modernisierungsprozess erreicht und eine gute Basis für den weiteren Ausbau und die Anpassung an neue Anforderungen legen können.
So sind inzwischen die anfallenden Supportaufgaben effizient bei uns in den Zentralen Diensten der Stadt Flensburg gebündelt und die Lehrkräfte von administrativen Aufgaben weitgehend entlastet.
Für diesen zentralen Ansatz haben wir eine Standard-UCS@school-Umgebung mit Primary und Backup Directory Nodes sowie einem auf Replic Directory Nodes repliziertem Verzeichnis für die einzelnen Schulstandorte aufgebaut. Diese Komponenten laufen zentral, virtualisiert und nach Schulen sortiert in einem für die Schul-IT geschaffenen Bereich beziehungsweise in einem 2022 neu errichteten Rechenzentrum der Stadt Flensburg zusammen. Dort werden dediziert Server betrieben, um verschiedene für den Lehr- und Lernalltag relevante Dienste zuverlässig anzubinden. In den Schulen gibt es nur noch eine Firewall, an welcher der Internetzugang für die Endgeräte ausgekoppelt wird.
Der überwiegende Teil der Schulen ist über Dark-Fibre-Glasfaserleitungen beziehungsweise Punkt-zu-Punkt-Verbindungen, die von den Stadtwerken Flensburg angemietet sind, angebunden.
Über unser zentrales, webbasiertes Schulportal melden sich Lehrkräfte und Lernende mit ihrem Benutzeraccount und einem Passwort an und können dann auf die einzelnen Dienste, Ressourcen und Informationen zugreifen. Neben unserer Schul-Cloud sind das zum Beispiel die Videokonferenz-Lösung BigBlueButton oder das bekannte Lernmanagementsystem itslearning.