Digitalisierung an Flensburger Schulen

Von der Pilotschule zum gesamten Schulumfeld

1. Oktober 2024, 16:45 Uhr | Interview: Sabine Narloch

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Herausforderungen, Learnings, offene Wünsche

connect professional: Was waren die größten Herausforderungen?
Matthiesen: Im Projektverlauf ist die städtische IT immer wieder auf kleinere und größere technische Herausforderungen gestoßen, so trat beispielsweise beim bis dahin reibungslosen Einsatz des RADIUS-Pakets inklusive Internetregeln von UCS@school mit dem Update der digitalen Endgeräte der Schüler*innen auf Android 12 ein Problem auf. Um die Geräte nach dem Update wieder funktionsfähig zu machen, mussten wir Anpassungen am vorhandenen Paket vornehmen und passenden Zertifikate hinterlegen, die auch weiterhin eine vertrauenswürdige Verbindung ermöglichen.

Eine weitere Herausforderung war die Anbindung externer Anwendungen, die den Schulalltag erleichtern sollten. So mussten wir für einige der Dienste einen Proxy einrichten, der der eigentlichen UCS@school-Umgebung vorgeschaltet ist, damit Applikationen wie die Stundenplan-Software im Backend – via WebUntis und LDAPS-Verbindung – auf die benötigten Stammdaten im Verzeichnis zugreifen können. Denn diese Anfragen werden von den Servern der Softwareanbieter extern über das Internet gestellt, die nicht lokal im Rechenzentrum der Stadt Flensburg betrieben werden. Andere Applikationen wie die Filesharing-Lösung Nextcloud, der Videokonferenzdienst BigBlueButton und das Softwareverteilungstool opsi konnten wir hingegen direkt an das zentrale LDAP von UCS@school anbinden.

connect professional: Welche Learnings konnten aus dem ganzen Prozess mitgenommen werden?
Matthiesen: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass gerade an kleinen Schulen wie zum Beispiel unseren Grundschulen eine große Bereitschaft vorhanden war, in den zentralen IT-Support aufgenommen zu werden. Dies lag in den meisten Fällen darin begründet, dass bisher keinerlei technische Ausstattung vorhanden war und auch beim Personal die Ressourcen für die IT-Betreuung fehlten.

An weiterführenden Schulen, die in der Vergangenheit das Glück hatten bereits in kleinerem Maße aus eigenen Schulgeldern ausgestattet zu sein und teils auch engagiertes Personal für die Pflege der IT-Systeme hatten, war die Einbindung und Zusammenarbeit mit diesen Personen besonders wichtig, um eine Akzeptanz für die neue zentrale Verwaltung zu schaffen.

conncect professional: Welche Formalitäten und Vorgaben galt es zu berücksichtigen – und welche haben sich als Hürden herausgestellt?
Matthiesen: Neben der zentral aufgebauten IT-Infrastruktur und dem durch die städtische IT sichergestellten IT-Support lief ab 2019 auch der Digitalpakt zur Ausstattung der Schulen vor Ort. Für den Netzwerkausbau in den Schulgebäuden und die Ausstattung mit digitalen Endgeräten gab es gerade was die Anträge und Abrechnungen anging einen erheblichen Mehraufwand. Dieser wurde in großem Maße vom Schulträger übernommen, so dass wir uns hier in der IT im Wesentlichen auf die Einrichtung der neu angeschafften Hardware und die Einbindung in die neu ausgebauten Netzwerke der Schulgebäude kümmern konnten. Diese Zusammenarbeit mit unserem Bildungsbüro hat maßgeblich zur erfolgreichen Umsetzung des Digitalpaktes beigetragen.

Weiterhin waren – und sind auch heute noch – die Anforderungen an den Datenschutz und die damit einhergehenden Dokumentationen eine große Hürde, die es für uns als städtische IT aber auch für die Schulleitungen als datenschutzverantwortliche Stellen in den Schulen zu meistern gilt. Gerade mit der Anbindung weiterer Dienste an das zentrale Identity Management werden die hier zu erfüllenden Formalitäten größer.

conncect professional: Welche Wünsche an die Politik oder die Öffentlichkeit gibt es?
Matthiesen: Nachdem wir jetzt den Ausbau abgeschlossen und eine fertige zentrale IT-Lösung für alle Schulen haben und die Ausstattung in den Schulen sichergestellt ist, ist es wichtig qualifiziertes Personal für den Support der aufgebauten Strukturen bei der städtischen IT zu halten und diese auch entsprechend über den Haushalt finanzieren zu können.

Für die weitere Zukunft wünschen sich wahrscheinlich viele Schulträger und Schulen – so auch in Flensburg – eine Fortsetzung beziehungsweise eine Anschlussfinanzierung des Digitalpakts, da die große Anzahl der damit angeschafften Endgeräte natürlich auch eines Tages erneuert werden muss. Hier benötigt es eine gewisse Verbindlichkeit, um den Lebenszyklus dieser Geräte und die damit verbundenen Investitionen planbar zu machen.

conncect professional: Gibt es Pläne für den weiteren Ausbau?
Matthiesen: Aktuell greifen wir in Flensburg noch auf eine eigene Lösung für den Import neuer Stammdatenlisten von Schüler*innen, Lehrkräften und Mitarbeitenden der Schulen zurück. Das soll zukünftig durch den Univention ID Connector automatisiert erledigt werden, sodass die Benutzerpflege und der Stammdatenimport beim Schulträger entfällt und Schulwechsel innerhalb des Bundeslandes einfacher möglich sind. Besonders die Schüler*innen der unteren Klassenstufen würden von einer Anmeldung an zentraler Stelle, mit nur einem Konto und einem Passwort, sehr profitieren.

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  1. Von der Pilotschule zum gesamten Schulumfeld
  2. Testphase als Ausgangspunkt
  3. Herausforderungen, Learnings, offene Wünsche

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