Welche Ratschläge würden Sie mit den von Ihnen gemachten Erfahrungen anderen Unternehmen geben, die erst am Beginn ihrer Digitalisierung
stehen?
Lang: Eine schwierige Frage. Am ehesten einfach mutig sein. Es wird nicht immer alles perfekt beim ersten Versuch gelingen und Digitalisierung ist nie fertig produziert, das ist laufende Weiterentwicklung und Optimierung. Da braucht es Beharrlichkeit genauso wie Veränderung.
Schneider: Wichtig ist vor allem zu verstehen, dass Digitalisierung kein reines Thema der IT ist oder es hier nur um Technik geht. Digitalisierung rückt den Mensch in den Fokus allen Handels. Gute Digitalisierung funktioniert nur, wenn man das Problem des Kunden versteht und es dann mit sinnvollen digitalen Services löst. Man sollte nicht in digitale Lösungen investieren, nur damit es am Ende „fancy" und in einer App ist. Damit wird Digitalisierung lediglich zu einem Kostentreiber im Unternehmen. Digitalisierung sollte als Weiterentwicklung des eigenen Geschäftsmodells verstanden werden. Dazu ist es wichtig ein klares Alignment zwischen den Business und IT-Bereichen zu erzeugen. Denn Digitalisierung kommt nur dann optimal beim Kunden an, wenn Digitalisierung im Unternehmen von allen Bereichen gelebt und voran getrieben wird.
Hennigfeld: Die Digitalisierung ist eine Aufgabe, die für viele gewaltig groß erscheint. Gerade für den Mittelstand, der vielleicht nicht immer die Priorität auf Investitionen in die IT-Fähigkeiten gelegt hat. Da fragt man sich schnell: Wo fangen wir am besten an? Wie sollen wir das überhaupt schaffen? Sind wir nicht sowieso schon zu spät? Trotz der hohen Dynamik halte ich es für sinnvoll einen langfristigen Plan zu verfolgen, bei dem auch Basis-Probleme in der IT adressiert werden. Die Priorität der einzelnen Projekte sollte sich zudem am Mehrwert der Nutzer orientieren. Ein System zur Verbesserung der internen Kommunikation für alle Mitarbeitenden kann mehr wert sein als ein Augmented Reality Edge-Case.
Stahlmecke: Bis zum Durchbruch der Digitalisierung in der Landwirtschaft war es ein langer Weg. Beim GPS-basierten Spurführungssystem AutoTrac hat es beispielsweise circa 20 Jahre gedauert. Heute gehört diese Technologie zur Standardausstattung bei den mittleren und großen Traktoren. Gleichzeitig nimmt die technische Weiterentwicklung immer schneller Fahrt auf. Vor allem kleinere Unternehmen können diese Herausforderung daher oft nicht allein stemmen. Hier helfen Kooperationen mit spezialisierten Unternehmen und Start-ups. Sie sind agil sowie äußerst innovativ und in der Lage digitale Lösungen sehr schnell zu entwickeln. Wir arbeiten zum Beispiel in der landwirtschaftlichen Branche mit über 120 Partnern zusammen. Sie erstellen zum Beispiel Applikationskarten mit Hilfe von Drohnen- bzw. Satellitenaufnahmen, bieten digitale Wetterstationen an oder entwickeln spezielle Softwareanwendungen. Darüber hinaus haben wir vor einigen Jahren die Firma Blue River übernommen, die die Entwicklung der Pflanzenschutztechnologie See & Spray zur Serienreife vorangetrieben hat. Ein weiteres Beispiel ist die Firma Bear Flagg, mit der wir den ersten autonomen Großschlepper entwickelt haben.