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Wertschöpfungskiller OTT?

10. April 2014, 14:59 Uhr | Diana Künstler, Redaktion funkschau

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Expertenkommentar: Kommunikationsdienste der Zukunft – es gibt eine Rolle für TK-Anbieter

Laurenz Kirchner, Partner bei mm1 Consulting & Management Partnergesellschaft
© mm1

Laurenz Kirchner, Partner bei mm1 Consulting & Management Partnergesellschaft: "Die Übernahme von „WhatsApp“ durch Facebook war ein Paukenschlag für die TK-Branche und die App-Indus-trie. Der milliardenschwere Deal hat die Bedeutung von OTT-Messaging-Diensten mit einem Preisschild versehen. Gleichzeitig ist er ein Indiz für die flüchtige Loyalität der User in Zeiten der App-Ökonomie. Wenn Facebook aus Furcht vor Erosion der eigenen Nutzerbasis einen attraktiveren Dienst vom Markt kaufen muss, zeigt das, wie schnell die Karawane weiterziehen kann.

Das schlechte Image der Datenkrake Facebook schlägt nun jedoch auf „WhatsApp“ durch. Vertrauenswürdige Alternativen wie Threema erleben hohe Zuwachsraten. Bemerkenswert dabei: Klassische TK-Anbieter kommen in der Debatte nur als Vertreter eines überholten Geschäftsmodells vor; ihre Bemühungen, mit RCS/Joyn eine standardisierte Weiterentwicklung des klassischen SMS-Nachrichtendienstes zu realisieren, finden keinen Widerhall.

Nirgendwo wird RCS/Joyn als „WhatsApp“-Alternative genannt. Das liegt vor allem an hausgemachten Fehlern: Die TK-Branche hat die Bedrohung zuerst ignoriert und ist dann nur halbherzig dagegen angegangen. Es gab Diskussionen, wie viel RCS/Joyn kosten soll und darf. Das hat Zeit und Geld verschlungen – am Ende vergebene Liebesmühe, denn RCS/Joyn ist heute weitgehend kostenfrei verfügbar. In der Zwischenzeit sind OTT-Dienste rasant gewachsen. Und der nächste Schauplatz im Kampf „OTT vs. Telkos“ ist bereits sichtbar. „WhatsApp“ hat eine VoIP-Funktion angekündigt und erweitert so sein Angebot um ein synchrones Sprachfeature. Damit intensiviert sich auch beim Thema Sprache der Wettbewerb zwischen Netzbetreibern und OTT-Anbietern.

Heißt das, dass TK-Anbieter den Kampf um ein eigenes Kommunikationsangebot aufgeben sollten? Nicht unbedingt. Die Netzbetreiber haben noch Trümpfe in der Hand: Mit ihren Vertragsbeziehungen zu Millionen Endkunden und ihrer Verhandlungsmacht gegenüber Endgeräte-Herstellern können die Telkos ihrer Rolle als Anbieter von Kommunikationsdiensten weiterhin gerecht werden. Dazu müssen sie allerdings deutlich an Entwicklungsdynamik zulegen und die Qualitätsmängel von RCS/Joyn beheben. Gleichzeitig müssen sie die Reihen geschlossen halten – dass China Mobile, der größte Mobilfunkbetreiber der Welt, seine Teilnahme bei RCS angekündigt hat, sollte hier helfen. Darüber hinaus gilt es, sich auch im Bereich Voice, insbesondere bei der neuen Träger-Technologie LTE, um Weiterentwicklung und Standardisierung zu bemühen. Und zu guter Letzt:
TK-Anbieter sollten der Öffentlichkeit mit mehr Selbstbewusstsein die Unterschiede zum Angebot der OTTs erklären."

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