Die Kommunen wiederum stehen laut Martin Schmiedel, Vorstand des IT-Dienstleisters kommune.digital, vor der „Mammutaufgabe digitale Bildung“ (so sein Vortragstitel), sei doch ein solches Projekt vergleichbar mit der Digitalisierung eines Mittelständlers. Allerdings fehle es gerade kleinen und mittleren Gemeinden an Ressourcen wie etwa dem Personal und Know-how für die Konzeption des vorgeschriebenen Medienentwicklungsplans. Gefragt sei hier Unterstützung von A bis Z: von der Bestandsaufnahme über die Vision (Was bedeutet Home-Schooling, Distanzunterricht, hybrides Lernen? Warum nicht mal für Fremdsprachenunterricht Muttersprachler remote aus dem Ausland zuschalten?) bis hin zu Anwenderschulung und Support, wenn beispielsweise eine Lehrkraft einen online verfügbaren Film nicht auf ihren Monitor bekommt.
Maik Hansen, IT-Leiter im Bildungsbereich des Bremer Senats, berichtete, wie sich die digitale Schule in die Praxis umsetzen lässt: Bremen habe alle Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler mit eigenem Tablet ausgestattet, um den Schulbetrieb in der Pandemie am Laufen zu halten. Neben der Lernplattform und Basisdiensten wie E-Mail gebe es auch Videokonferenzen per Webex. Als Vorteil des stadtstaatweiten Projekts sieht er, dass einheitliche Technik schulübergreifend zum Einsatz kommt. Man habe für die Einführungsphase Schulungsvideos produziert, um Benutzungs- und Bedienkompetenz zu vermitteln. Heute fänden an den Bremer Schulen zirka 1.500 Videokonferenzen pro Tag statt, Nachfrage komme nun auch von anderen Bereichen, etwa seitens der Sozialarbeiter für die Kommunikation mit Familien.
Die Abschluss-Keynote der Halbtagesveranstaltung drehte sich dann nochmals um das Kernthema „Technologie in einer inklusiven Gesellschaft“. Zur Diskussion von Chancengleichheit und Nachhaltigkeit hatte Cisco Lena-Sophie Müller, die Geschäftsführerin der Initiative D21, ins Studio geladen. Die Initiative will erreichen, dass alle Menschen hierzulande bestmöglich von der Digitalisierung profitieren. Dieses Ziel scheint angesichts der eingangs zitierten Umfragewerte noch einigermaßen weit entfernt. Müller argumentierte aber, beim Zugang zu Geräten stehe Deutschland gut da – bei den Digitalkompetenzen und der Offenheit für Neuerungen hingegen gebe es „noch Luft nach oben“. In der Arbeitswelt habe die Digitalisierung zwar zugelegt, doch nur 32 Prozent der Deutschen glaubten, dass unsere Schulen den Nachwuchs gut auf den internationalen Wettbewerb vorbereiten. Beim Thema Bildung dürfe man aber nicht nur auf Kinder schauen, so die D21-Chefin: Auch in den Unternehmen seien Upskilling- und Reskilling-Aktivitäten nötig.
Für mehr Nachhaltigkeit, so Müller, biete Technologie eine große Chance, etwa durch emissionsärmere Stromerzeugungstechnik, zudem würden nun aufgrund der Pandemie Dienstreisen „ganz anders bewertet“ – sprich: eben durch Online-Meetings ersetzt. Doch während die IT-Branche sich gerne als weißer Ritter der Nachhaltigkeit inszeniert, legte Müller den Finger in die Wunde: Technologie bringe zugleich eine Reihe neuer Herausforderungen mit, verbrauchen doch beispielsweise Quantencomputing oder Kryptowährungen enorm viel Energie. Diese Problematik haben laut Müller aber „zumindest die großen Firmen auf dem Schirm“.
Eine Neuankündigung zauberte Cisco zur Connect aus dem Hut: Man werde im Juni ein neues Rechenzentrum in Frankfurt eröffnen. Es soll Webex für Kunden in Deutschland und der EU hosten – die Datenschutzbeauftragten freut’s.