Bislang allerdings ist die Spezifikation des neuen Funkstandards noch nicht endgültig beschlossen. Mit der Ratifizierung wird im Laufe des kommenden Jahres gerechnet. Bei Konsumenten dürfte es der Nachfrage jedoch wenig Abbruch tun, dass der Standard noch nicht durch die WiFi-Alliance verabschiedet wurde. »In der Vergangenheit haben wir gesehen, dass die Kunden nicht warten wollten, bis irgendjemand einen Stempel auf irgendein Dokument gesetzt hat. Kunden wollen sofort von besseren Leistungsmerkmalen profitieren und werden nicht auf eine Ratifizierung warten«, sagt etwa Belkins PR-Manager Karsten Kunert. »Wir sind überzeugt, dass Early Adopters die neuen 802.11ac Produkte sofort einsetzen werden, ähnlich wie zur Einführung der ersten 802.11n Produkte«, ist sich auch D-Link-Manager Mike Lange sicher. Produkte nach ac-Standard ließen sich problemlos in ein bestehendes Netzwerk einbinden, da sie rückwärtskompatibel zu vorhandenden Geräten sind, die nach dem N- oder G-Standard arbeiten.
Mehr Zurückhaltung ist bei Unternehmenskunden zu erwarten: Vor einer endgültigen Ratifizierung von 802.11ac dürften bisherige WLAN-Standards kaum verdrängt werden. »Wir entwickeln und bieten unseren Kunden nur Geräte an, die international verabschiedeten Standards entsprechen oder sich per Software-Update an neue Standards anpassen lassen. Insellösungen, bei denen die Geräte unterschiedlicher Hersteller nicht untereinander kompatibel sind, haben im Business-Umfeld keine wirtschaftliche Basis«, stellt etwa Christian Schallenberg, Mitglied der Geschäftsleitung beim Aachener Netzwerkspezialisten Lancom klar.
Spätestens nach der endgültigen Ratifizierung des ac-Standards dürfte sich das Turbo-WLAN jedoch auch im Business-Umfeld durchsetzen. Denn bis auf wenige Ausnahmen ist WLAN mittlerweile auch in Unternehmen fest etabliert. Nicht nur in klassischen Büros, Krankenhäusern und Industrieunternehmen ist WLAN Standard geworden. Selbst Banken und Versicherungen, die bei der Einführung von Wireless LANs lange Bedenken hatten, sehen Drahtlosnetzwerke mittlerweile als geschäftskritisch an.
»Insbesondere Kunden mit hohem Bandbreitenbedarf auf relativ kleinem Raum wie etwa Vorlesungssäle in Universitäten oder größere Sportveranstaltungen warten auf 802.11ac-Produkte. Hier bringen die Teilnehmer ihr 802.11ac fähiges Consumer-Gerät mit und erwarten natürlich eine entsprechende Infrastruktur und Performance. Mit 802.11ac wird dies zur Verfügung gestellt«, sagt Markus Kremser, Business Development Manager bei Cisco. »WLAN im Business-Umfeld ist zwar seit vielen Jahren etabliert, allerdings noch nicht überall angekommen. Somit gibt es ein großes Potential für Neuinstallationen. Alles in allem ist 802.11ac für den Business-Anwender eher evolutionär denn revolutionär zu sehen. Ähnlich wie der Übergang von Fast Ethernet auf Gigabit Ethernet wird die schnelle, drahtlose Vernetzung immer mehr zur Selbstverständlichkeit«, sagt Lancom-Manager Christian Schallenberg.