CRN: Also auch weniger oder gar keine Messen oder die im Channel beliebten Roadshows?
Koenzen: Wir waren positiv überrascht, wie gut virtuelle Formate funktionieren. Innerhalb kürzester Zeit haben wir unsere Traditions-Roadshow LANupdate, zu der sonst jedes Jahr weit mehr als 1.500 Händler anreisen, auf Websessions umgestellt und dafür großen Zuspruch erfahren. Dasselbe gilt für unser »Themenforum Digitalpakt«, mit dem uns ein virtuelles Austauschformat rund um die Schul-Digitalisierung gelungen ist. Auf internationaler Ebene wiederum konnten wir die Reichweite durch den Umstieg auf virtuelle Formate sogar deutlich steigern. Ich bin daher sicher, dass wir auch nach dem Ende der Pandemie weiter mit virtuellen Formaten arbeiten werden.
Messen und Events wird das jedoch nicht ersetzen können. Der persönliche Austausch, das direkte Gespräch – gerne auch mal ein gemeinsames Business-Lunch: all das fehlt uns schon sehr. Viele wichtige Themen und entscheidende Ideen werden dann doch erst bei einem solchen Treffen thematisiert und nicht in Telefonaten oder Konferenzen.
Auch der Kontakt zu neuen Partnern und Kunden lässt sich auf klassischen Veranstaltungen sicher besser, oder zumindest fester, knüpfen. Hinzu kommt das Thema Branding: Lancom als Ganzes erlebbar zu machen, hat auch viel mit den Menschen bei uns zu tun. Hier geht es auch um Vertrauen. Und dieses aufzubauen, ist von Mensch zu Mensch deutlich einfacher. Das Erfolgsrezept für die Zukunft wird daher sein: die richtige Mischung zwischen virtuellen und Präsenzformaten zu finden.
CRN: Deutschland hat schnell Hilfspakete geschnürt, auch jetzt wieder laufen neue Corona-Hilfen in Höhe von 25 Milliarden Euro für den deutschen Mittelstand an. Was läuft gut, was nicht?
Koenzen: Ich war beeindruckt davon, mit welcher Einigkeit und in welchem Tempo die ersten wichtigen Hilfsmaßnahmen beschlossen wurden. Das ist immens wichtig, denn die Wirtschaft steht durch die Pandemie wie noch nie zuvor unter Druck.
Wünschen würde ich mir, dass bestehende Förderprogramme auch im Kontext der Stärkung der heimischen Wirtschaft gesehen würden. Zum Beispiel der Digitalpakt Schule: hier stehen fünf Milliarden Euro an Fördermitteln für die Digitalisierung unserer Schulen zur Verfügung. Wenn man jetzt verstärkt darauf achten würde, in europäische Lösungen zu investieren, hätte man eine echte Win-Win-Situation: Eine Stärkung der heimischen Wirtschaft ohne jegliche Zusatzkosten – und auf Seiten der Schulen einen nachhaltigen Zugewinn an Datenschutz.
CRN: Hygieneschutz ist gerade mindestens so wichtig wie sichere IT-Systeme. Wie werden Sie CRN-Redakteure künftig begrüßen?
Koenzen: Eine leichte Kopfverbeugung, eher ein Kopfnicken. Nicht so ausgeprägt wie in Japan.
In der CRN-Serie »New Normal im Channel« sind bislang die Interviews erschienen:
Santosh Wadwa, Fujitsu: »Neue Bezahl-Modelle sind wichtig«
Dietmar Nick, Kyocera: »Nein, nein und definitiv nein!«
Alexander Maier, Ingram Micro: »Flächenbrand im Mittelstand«
Jacques Diaz, Axians: »Corona hat als Wake Up Call gewirkt«