Virtualisiert werden in der Praxis bislang vor allem klassische Enterprise-Router, Firewalls und Load Balancer. Aber auch Anwendungen wie SAP-Server, File-Server oder Kassensysteme können bereits in virtualisierter Form zur Verfügung gestellt werden. In Zukunft dürfte der Ansatz sogar noch bedeutend weiter führen. »Während sich NFV heute auf die Virtualisierung physischer Funktionen konzentriert, wird das Konzept in Zukunft durch Automatisierung ergänzt, sodass die Verwaltung und Skalierung der Funktionen automatisch in der Cloud erfolgt«, wagt Timo Jokiaho von Red Hat, einen Ausblick.
Vom Konzept her ist NFV allerdings nicht darauf ausgelegt, Netzwerkhardware komplett überflüssig zu machen. Die Virtualisierung von Netzwerkfunktionen eignet sich für Anwendungsfälle, in denen die Flexibilität für die Nutzer eine zentrale Rolle spielt, die Anforderungen an die Performance aber eher gering sind – etwa beim Anschluss eines Remote-Standorts mit relativ wenigen Nutzern. Ist eine hohe Performance mit sehr niedriger Latenz gefragt, ist Network Functions Virtualization keine passende Lösung. In diesen Fällen ist spezialisierte Hardware den virtuellen Anwendungen weiter überlegen.
Die Vorteile, die NFV im Vergleich zu traditionellen Netzwerken bieten kann, sind zahlreich. Da die virtualisierten Netzwerkfunktionen auf einer offenen, erweiterbaren Plattform basieren, werden Unternehmen agiler. Sie können neue Services schneller auf den Markt bringen und sich einfacher neue Märkte erschließen. Das Konzept sorgt außerdem für eine bessere Skalierbarkeit des Netzwerks und ermöglicht es damit, besser auf Schwankungen in der Netzwerkauslastung zu reagieren. Nicht zuletzt benötigen Unternehmen weniger Hardware und können zudem auf kostengünstige Standard-Appliances setzen, was zu Kosteneinsparungen führt.