SD-WAN

All-IP - und was dann?

29. Dezember 2016, 0:00 Uhr | Autor: Bernd Büttner / Redaktion: Claudia Rayling

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

SD-WAN ist Teamplay

Für einen derartigen Ansatz beschreibt nun SD-WAN eine Reihe von Funktionsmodulen, um die Versprechen in Bezug auf Management und den optimierten Betrieb von Applikationen des Kunden zu erzielen. Durch diese Funktionsmodule möchte man die automatische Provisionierung der Vor-Ort-Gateways (Zero Touch Provisioning, ZTP) erreichen. Die Motivation hierfür ergibt sich aus dem Servicekontext heraus, möglichst wenige Aufwendungen bei einer Erst-Inbetriebnahme zu erzeugen. Solche Verfahren werden bereits heute bei Carriern für das initiale Deployment von Kundensystemen angewandt. Damit wird eine grundfunktionale Inbetriebnahme erreicht, bestenfalls ohne Benutzer- und Service-Eingriff. Ist der Carrier nicht der Betreiber, so muss eine entsprechende Infrastruktur geschaffen werden, mit der sich eine Auto-Provisionierung oder teilautomatisierte Inbetriebnahme abbilden lässt. Dies könnte beispielsweise durch eine bestimmte Vorkonfiguration erreicht werden, mit Hilfe derer sich ein Ausrollprozess in Gang bringen lässt, wenn das System zum ersten Mal ans Netz geht.

Die Sichtbarkeit der Applikationen, die Bandbreite konsumieren (Application Visibility), ist von Bedeutung, um eine entsprechend einem Regelwerk (Application Policy) notwendige Anpassung der Systemparameter einzuleiten. Nur wenn bekannt ist, welche Applikationen an welchem Standort und unter welchen infrastrukturellen Bedingungen betrieben werden, kann sinnvoll „eingegriffen“ werden. Dies führt zu einem Paradigmenwechsel in Bezug auf die Art des Monitorings. Bis dato wird typischerweise das physikalische System und deren Schnittstellen überwacht, das heißt man blickt in das Gateway hinein und liest systembezogene Parameter aus. 

SD-WAN geht hier einen anderen Weg. Man vermisst sozusagen die Applikation und justiert deren notwendige Betriebsparameter am Netzübergang entsprechend. Ein Beispiel: IP-basierte Sprachverbindungen benötigen zur Erhaltung der Sprachqualität die Einhaltung bestimmter Grenzwerte von Netzwerkparametern. Sollte sich nun diesbezüglich etwas nachteilig verändern, so wird dies der cloudbasierten Managementinstanz sichtbar gemacht. Eine Anpassung könnte nun derart erfolgen, dass striktere QoS-Regeln appliziert werden, oder sofern vorhanden, auf einen anderen Internetzugang umgeschaltet wird. 

Die Aufgaben eines Zugangssystems (Router, Gateway, CPE) werden somit neu definiert oder mindestens signifikant erweitert. Es wird erwartet, dass ein SD-WAN-fähiges Gateway in der Lage ist, Daten unabhängig des Mediums zu transportieren (Transport Independence), somit also mehrere Breitbandschnittstellen bedienen kann – beispielsweise ein oder mehrere xDSL-Zugänge plus eine oder mehrere mobilfunkbasierte Schnittstellen. Diese können bereits direkt integriert oder extern anschaltbar sein.  

Das System vor Ort muss darüber hinaus zu seinen eigentlichen Produktiv-Funktionalitäten auch als eine Art Netzwerkverkehrssensor und Applikationsdetektor agieren können. Darüber hinaus ist es notwendig, in hinreichend kurzen zeitlichen Abständen möglichst aktuelle Daten zu gerade im Datenstrom befindlichen Applikationen zu besitzen. Weiterhin müssen permanent eine Reihe von Qualitätsparametern (Delay, Jitter, Packet Loss et cetera) zur jeweiligen Breitbandleitung verfügbar sein. Diese Informationen werden an eine cloudbasierte Managementinstanz zyklisch übermittelt.

Applikationskontrolle (Applikation Control) ist das erklärte Ziel des SD-WAN-Versprechens. Die Idee ist, ein applikationszentrisches Netzwerk zu schaffen. Man möchte sich nicht mehr mit Routing, Protokollen und Paketen auseinandersetzen. Wird eine neue Applikation eingeführt, die Bandbreite in Richtung WAN konsumiert, so soll diese zu jedem Zeitpunkt optimal betrieben werden. Man möchte ein visualisiertes Management erreichen und Regeln auf einer funktional höher aggregierten Ebene einrichten und verwalten. Beispielsweise soll eine VPN-Standortverbindung mit Hilfe von Drag and Drop eingerichtet werden können, ohne dass man sich Gedanken über Verschlüsselung und andere komplexe VPN-Parameter machen müsste. Wird diese VPN-Verbindung dazu genutzt, um beispielsweise VoIP darüber zu transportieren, so können die applikationsspezifischen Einstellungen entsprechend ausgerollt werden. Die beschriebenen Mechanismen seitens des Gateways und des cloudbasierten Systemteils sorgen dann für einen optimalen und vor allem störungsfreien Betrieb.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. All-IP - und was dann?
  2. Management ist keine Magie
  3. SD-WAN ist Teamplay
  4. Herstellerunabhängigkeit als Ziel

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu bintec elmeg

Weitere Artikel zu Fachhandel

Weitere Artikel zu TK-Distribution

Matchmaker+