Das Portemonnaie könnte schon bald ein Relikt der Vergangenheit sein. Denn wer mobil per Smartphone-App bezahlen kann, braucht weder eine Karte noch Münzen oder Scheine. Technologisch weisen derzeit vor allem Funkkommunikation und optischer Datenaustausch via QR-Codes den Weg in die bargeldlose Zukunft.
Vor 14 Jahren eröffnete das zunächst in Deutschland ansässige Unternehmen Paybox mit einem einfachen SMS-Service das Zeitalter der mobilen Bezahlung. Dass hierzulande der Markt für mobile Bezahlverfahren innerhalb der letzten Dekade nicht recht in Fahrt kommen wollte, liegt vor allem an der sehr guten Zahlungsverkehrs-Infrastruktur in Deutschland. Zwar gab es auch in der deutschen Kreditwirtschaft immer wieder Experimente mit mobilen Bezahlangeboten. Doch man kam regelmäßig zu dem Schluss, dass diesbezügliche Investitionen nicht lohnend seien.
Payment-Markt im Umbruch
Inzwischen zeichnet sich allerdings eine neue Marktdynamik ab: Große Telekommunikationsanbieter wie O2 und Vodafone wollen mit Mobile-Payment den Margenverfall in ihrem Kerngeschäft kompensieren. Auch namhafte Unternehmen aus der digitalen Branche hegen offenbar Ambitionen, ins mobile Zahlungsgeschäft einzusteigen. So schrieb das „Wall Street Journal“ jüngst über Apples Pläne, die Möglichkeiten zum Einkauf mit „iTunes“-Guthaben deutlich zu erweitern. Bis dato kann man mit solchen Guthaben nur im Apple-App-Store zahlen oder online digitale Güter wie „iBooks“ erwerben. Allein schon die Ausdehnung auf physische Güter aus Apple-Online- und Retail-Stores wäre ein Riesenschritt auf dem Weg zu einem echten Giganten im Mobile-Payment-Markt. Zwar kann man in den Retail-Stores von Apple auch heute schon ohne Kasse und Verkäufer einkaufen, indem der gewünschte Artikel per App gescannt und anschließend mit der Kreditkarte bezahlt wird. Das Eintippen der Kreditkartennummer jedoch ist unkomfortabel und gilt daher als Akzeptanzhindernis für Smartphone-Zahlungen. Durch die Verknüpfung mit „iTunes“-Guthaben wäre dieses Hindernis aus der Welt. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich Allianzen zwischen Apple und Handelskonzernen vorzustellen: „iTunes“-Guthaben könnten so auch in Kaufhäusern und Boutiquen zur Bargeldalternative avancieren. Bei „iTunes“ sind viele hundert Millionen Nutzer samt Kreditkartendaten registriert. Traditionsanbieter wie „PayPal“ (rund 137 Millionen Nutzer, Stand Oktober 2013) hätten erns-te Konkurrenz zu fürchten.