Erfolgreich sind mobile Bezahlverfahren bislang vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern, in denen es noch keine entwickelte Payment-Infrastruktur gibt – wie das Beispiel von M-Pesa zeigt: Der seit 2007 verfügbare SMS-Service entstand aus einer Kooperation zwischen Vodafone und dem kenianischen Mobilfunkanbieter Safaricom. Bereits Mitte 2011 hatte er fast 15 Millionen Nutzer – fast 80 Prozent aller Safaricom-Kunden. Das Erfolgsgeheimnis des M-Pesa-Dienstes liegt zweifellos darin, dass er den Kunden in infrastrukturschwachen afrikanischen Ländern einen echten Mehrwert bietet. Denn mit M-Pesa wird das Handy nicht nur zum Bargeldersatz, sondern dient zudem für Überweisungen, Einzahlungen oder Abhebungen.
Hierzulande, wo ein Geldautomat fast überall in wenigen Gehminuten erreichbar ist, scheint es schwieriger zu sein, den komfortverwöhnten Kunden einen spürbaren Mehrwert anzubieten. Um eine breite Nachfrage zu wecken, muss ein mobiler Zahlungsservice alle gängigen Zahlungsszenarien im Alltag abdecken und am besten per App mit dem Smartphone bedienbar sein. Person-zu-Person-Zahlungen sollten ebenso einfach handhabbar sein wie Bezahlungen am Point-of-Sale oder im Internet. Unter dieser Voraussetzung dürfte auch in der Bundesrepublik der Bedarf nach mobilen Bezahlungsmöglichkeiten steigen – und die hiesige Kreditwirtschaft ist gut beraten, ihre bisherige Zurückhaltung in Sachen Mobile-Payment aufzugeben. Denn Investitionsbetrachtungen erscheinen jetzt in einem anderen Licht: Statt beispielsweise Kannibalisierungseffekte im Hinblick auf den ertrag-reichen Kartenzahlungsverkehr einzukalkulieren, stellt sich heute die Frage, ob Banken oder branchenfremde Unternehmen am Zahlungsgeschäft verdienen.
NFC & QR: Smartphone als Wallet
Technologisch haben vor allem Funkkommunikation und optischer Datentransfer per QR-Code das Potenzial, die westliche Smartphone-Generation für Mobile-Payment zu gewinnen. Deshalb setzt sich die GAD seit geraumer Zeit mit diesen Technologien auseinander. Dass sich beispielsweise Datenübertragungen per Funk hervorragend für kontaktlose Kartenzahlungen eignen, zeigte jüngst ein Pilotversuch bei der Hamburger Volksbank.
Ein weiterer Pilotversuch in Dortmund bewies, dass sich Sicherheitsschlüssel auf Handy-SIM-Karten problemlos verwenden lassen. Die von der WGZ BANK gemeinsam mit der Dortmunder Volksbank und O2 kreierte „Kreditkarte im Handy“ gab der GAD zusammen mit dem DG-Verlag den Anstoß zur Entwicklung eines Prototypen für Bargeldabhebungen am Geldautomaten. Dabei wird die „virtuelle Karte“ per App aktiviert und das Handy zur Legitimation einfach an den Funk-Reader des Automaten gehalten. Portemonnaies werden so um etliche Karten leichter. Sobald der Handel großflächig auf kontaktlose Terminals umstellt ist, werden auch beim Einkaufen keine Karte und kein Bargeld mehr benötigt.
Allerdings ist diese Technologie abhängig vom Vorhandensein entsprechender NFC-Hardware auf der POS- sowie auf Nutzer-Seite. Daher ist die Variante per QR-Code, die im Handel immer mehr Anklang findet, nicht zu unterschätzen, da sie mit nahezu jedem Smartphone mit Kamera eingesetzt werden kann. Das Portemonnaie könnte somit immer öfter zu Hause bleiben.