Vom Fahrer zum Passagier

Beifahrer Mehrwertdienste

16. November 2016, 9:15 Uhr |
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Die Automobilbranche steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Innovationen im Bereich des autonomen Fahrens ermöglichen künftig, dem Nutzer neue Dienstleistungen und Geschäftsmodelle im Fahrzeug anzubieten. Doch was ist Autofahrern Zeit und Komfort genau wert? Eine Studie gibt Aufschluss.

Wenn Fahrzeuge in der Lage sind, selbstständig zu fahren, ermöglicht dies den Insassen,  die frei gewordene Zeit im Fahrzeug anderweitig zu nutzen – getreu dem Motto „fährst du noch oder lebst du schon?“. Viele der frühmorgendlichen Beschäftigungen wie Körperpflege, Kleidungswechsel oder Frühstücken ließen sich dann während einer Fahrt durchführen. Würden diese Tätigkeiten vom Zuhause in das Automobil verlagert, könnte man zum Beispiel später aufstehen. Wenn es der Job erlaubt, könnten außerdem geschäftliche Aufgaben im Auto ausgeführt werden. Arbeitsbeginn und -ende, Mittagspausen oder Meetings an verschiedenen Standorten würden vom Arbeitsort entkoppelt: Aus dem Home-Office könnte eine Art Car-Office werden. Während der Heimfahrt ließen sich darüber hinaus Sporteinheiten im Auto durchführen oder Lebensmittel und andere Konsumgüter bestellen, die wir wiederum fertig verpackt an definierten Distributionspunkten abgeholt werden könnten. Auf diese Weise lässt sich zusätzliche frei verfügbare Zeit außerhalb des Autos schaffen. „Zwar sind einige der angesprochenen Punkte keine Neuheit, sondern vergleichbar mit einer Bahnfahrt, während der wir bereits heute chatten, spielen oder digital arbeiten können. Die Automatisierung von Fahrzeugen bietet jedoch einen entscheidenden Vorteil gegenüber einer solchen Bahnfahrt: Diskretion“, sagt Daniel Duwe, Mobility Innovation, Fraunhofer IAO.

Die Prognose lautet erwartungsgemäß: Mehrwertdienste beim autonomen Fahren haben das Potenzial, sich zu einem Milliardenmarkt zu entwickeln, der Automobilkonzernen sowie Zulieferern Umsätze verspricht und die Einbußen durch sinkende Absatzzahlen herkömmlicher Kraftfahrzeuge abmildert oder sogar auffangen könnte. Die Automobilbranche muss sich das Marktpotenzial allerdings mit Technologieunternehmen teilen. Bisher blieb jedoch weitgehend unklar, wie man sich die neue Service-Welt „Automobil“ vorstellen kann und welches Marktpotenzial dadurch für unterschiedliche Branchen entsteht. Hier setzt die  Studie „The Value of Time“ an, die einen Überblick über Potenziale von Service-Angeboten zur Ermöglichung von (Neben-)Tätigkeiten beim automatisierten Fahren verschafft (siehe auch Infokasten zur Studie). Sie gibt Aufschluss darüber, welche Service-Gruppen für die Nutzer die größte Relevanz haben und wie viel sie für die Nutzung der Services zu zahlen bereit sind. Auch konnten Erkenntnisse darüber gewonnen werden, inwiefern die Relevanz und Zahlungsbereitschaft von weiteren Faktoren – wie beispielsweise der persönlichen Fahrleistung oder dem Alter – abhängt. Diese Informationen sind von großer Bedeutung für eine zielgerichtete Entwicklung neuer Geschäftsmodelle im Rahmen des autonomen Fahrens.

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