Vom Fahrer zum Passagier

Beifahrer Mehrwertdienste

16. November 2016, 9:15 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Zwei Szenarien: Brain on, brain off

Mehrwertdienste im Auto, Horváth & Partners/Fraunhofer IAO
© Horváth & Partners/Fraunhofer IAO

Aufgrund der Vielfalt an denkbaren Beschäftigungen und Zeithorizonten wurden sechs Bedürfnisse und 21 Service-Gruppen für Mehrwertdienste formuliert und die Umfrage in die zwei Szenarien „das hochautomatisierte Fahrzeug“ (hands off und feet off) und „die fahrerlose Kapsel“ (hands off, feet off und brain off) untergliedert. Ein deutliches Ergebnis der Umfrage: Drei Viertel der Nutzer sind bereit, für Mehrwertdienste zu zahlen. Folglich besteht für beide Szenarien ein grundsätzliches Marktpotenzial für kostenpflichtige Service-Leistungen in ganz unterschiedlichen Beschäftigungsgebieten. Schon bei kurzen Fahrtdauern werden die Nutzer Services nachfragen. Unterschiede ergeben sich dabei je nach betrachteter Region, Altersklasse, aber auch Einkommen und Fahrzeugsegment. In der Studie wurde beispielsweise ermittelt, dass in Kalifornien lebende Männer im Alter zwischen 25 und 35 Jahren, die in leitender Funktion mit entsprechend hohem Gehalt angestellt sind, über eine Stunde täglich in ihrem SUV oder Mittelklasse-Fahrzeug verbringen und mehr als 19.000 Kilometer pro Jahr fahren, die höchste Zahlungsbereitschaft aufweisen.

Über alle Probandengruppen hinweg kann gezeigt werden, dass eine grundsätzliche Zahlungsbereitschaft für eine gewonnene Stunde freier Zeit besteht, wobei dieser „Value of Time“ im Durchschnitt 16 Euro wert ist. Im Vergleich der drei Länder würden die Deutschen am meisten für eine zusätzliche frei verfügbare Stunde bezahlen. Am größten ist die Bereitschaft, Geld für Angebote rund um Kommunikation und Produktivität zu investieren. „Diese Services werden in allen drei untersuchten Ländern am stärksten nachgefragt, jedoch mit unterschiedlicher Ausprägung“, so  Jennifer Dungs, Leiterin des Geschäftsfelds Mobilitäts- und Stadtsystem-Gestaltung am Fraunhofer IAO. „In Japan ist beispielsweise das Interesse an Social Media-Diensten während der Fahrt deutlich höher als hierzulande (64 Prozent gegenüber 23 Prozent).“ Dementsprechend können Anbieter aus verschiedenen Bereichen signifikante Umsatzanteile gewinnen. Neben Automobilherstellern und Zulieferern gehören Hersteller technischer Endgeräte und digitale Serviceanbieter dazu. Für die Automobilbranche zeichnet sich dadurch eine zunehmende Konkurrenz durch branchenfremde Unternehmen ab.

Ob ein Autofahrer bereit ist, für Mehrwertdienste zu zahlen, hängt auch von seiner Generationszugehörigkeit ab. Ab dem Alter von 35 Jahren sinkt die Zahlungsbereitschaft deutlich. Die tägliche Fahrtzeit spielt ebenfalls eine Rolle. Je mehr Zeit eine Person im Auto verbringt, desto eher ist sie bereit, Mehrwertdienste kostenpflichtig zu nutzen. Die Differenz ist jedoch gering. Vom Fahrzeugsegment ist die Zahlungsbereitschaft dagegen weitestgehend unabhängig – Kleinwagenfahrer sind ebenso interessiert wie Fahrer von Mittel- oder Oberklassewagen.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. Beifahrer Mehrwertdienste
  2. Zwei Szenarien: Brain on, brain off
  3. Über die Studie „Value of Time“

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Fraunhofer IAO (Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation)

Weitere Artikel zu OTT-Dienste

Matchmaker+