Dass besonders jene Bundesländer eine hohe Smart-City-Dichte aufweisen, die diese Konzepte auch fördern, kommt nicht von ungefähr: Bei der Frage nach dem Anlass für Smart-City-Initiativen zeichnet der Atlas ein klares Bild: „Regionale Förderprogramme und Wettbewerbe wie ‚Digitale Stadt‘ waren die Initialzündung für viele Smart-City-Initiativen in Deutschland. Die breite lokale Unterstützung und die große öffentliche Aufmerksamkeit haben viel Schwung und Begeisterung in die Städte gebracht“, sagt Berg. So gewann 2017 beispielsweise Darmstadt den Wettbewerb Digitale Stadt von Bitkom und Deutschem Städte- und Gemeindebund und ist auch eine der führenden Smart Cities in Deutschland. Die 160.000-Einwohner-Stadt entwickelt unter anderem ein intelligentes Ampelsystem und eine übergreifende Datenplattform zur Visualisierung und Vernetzung unterschiedlicher Themengebiete. Weitere Schwerpunkte würden auf IT-Sicherheit und digitaler Verwaltung liegen. Allerdings sei angemerkt, dass Fördermittel bei den Aktivitäten der Städte keine zwingende Voraussetzung darstellen, wenngleich deren Wirkung als Enabler nicht von der Hand gewiesen werden kann. Die Vorreiterkommunen sehen Förderprogramme vielmehr, wie schon von Berg bemerkt, als Initialzündung und verfolgen nachhaltig wirkende Stadtentwicklungskonzepte. Zudem handele es sich bei den Förderprojekten in der Regel lediglich um Teilfinanzierungen.
Größte Herausforderungen auf dem Weg zur Smart City seien nach Angaben der Städte die digitale Teilhabe und die Qualifizierung der Verwaltungsmitarbeiter. Weitere drängende Themen seien Datenschutz sowie die Daten- und IT-Sicherheit. Hierbei würde es sowohl fachlicher Expertise als auch zielgruppenspezifischer Kommunikation bedürfen, um hohen Standards gerecht zu werden und Sorgen entsprechend zu begegnen. Aber auch die Prozessgeschwindigkeit bilde aus Perspektive der Kommunen eine wesentliche Herausforderung – schließlich kollidiere hier die von Beschleunigung geprägte Digitalisierung mit hochgradig formalisierten Verwaltungsprozessen. Technische Herausforderungen werden allgemein als eher sekundär angesehen.
Praktische Tipps
Die im Rahmen des Smart-City-Atlas interviewten Experten leiten folgende Handlungsempfehlungen für die Digitalisierung von Kommunen ab:
Deutschland im internationalen Kontext
In Hinblick auf die internationale Perspektive lassen sich bei einigen deutschen Großstädten Ambitionen erkennen, auch europaweit Modellcharakter zu entwickeln. Die EU-Institutionen als Partner finden insbesondere bei Förderprogrammen Erwähnung. Während die Einbindung in das europäische Programm „Horizon 2020“ als Lighthouse- oder Follower-City oder auch die Teilnahme an der europäischen „Digital Cities Challenge“ betont werden, finden internationale Erfahrungsaustausche sonst bislang nur selten statt. Weitere Ausnahmen bilden vereinzelte Städtepartnerschaften oder die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
In internationalen Smart-City-Rankings begnügt sich die Industrienation Deutschland weiterhin mit einem Platz im Mittelfeld. Dabei sollte – so die Empfehlung des Bitkom – der Blick auf europäische Städte wie London, Wien oder Amsterdam geschärft werden und in Bezug auf Technologiepartnerschaften und Innovationen im öffentlichen Raum auch nach Nordamerika oder Asien gerichtet werden.