Auf Basis neuer Technologien wandelt sich der Arbeitsplatz rasant, wird unabhängig von Endgerät und Ort. Einer der treibenden Faktoren dieser Entwicklung ist das Smartphone – das immer stärker zum Rivalen für das klassische Tischtelefon avanciert.
An einem Arbeitsplatz, der von Mobile Devices geprägt wird, von Cloud-Diensten und Unified-Communications-Lösungen, wirkt es fast wie ein Relikt aus der Vergangenheit: das Tischtelefon. An ihm scheiden sich aktuell die Geister. So gibt es Stimmen im Markt, die für das klassische Endgerät am Schreibtisch der Zukunft keinen Platz mehr sehen, wie beispielsweise Andreas Wilker, Mitglied der Geschäftsleitung bei Bechtle, im funkschau Interview (Ausgabe 19) erklärte. An die Stelle des Telefons soll das Multifunktionsgerät Smartphone treten.
Dabei ist das Telefon seit vielen Jahrzehnten integraler Bestandteil unzähliger Arbeitsumgebungen – und das recht erfolgreich. „Vielen Abgesängen zum Trotz, der Markt für IP-Telefone wächst“, erklärt Heike Cantzler, Head of Marketing beim Telefonhersteller Snom. „Und wir gehen davon aus, dass sich daran auch in den nächsten Jahren nicht viel ändern wird.“ Laut Cantzler habe das Telefon gegenüber dem Smartphone weiterhin zahlreiche technische Vorteile, beispielsweise die Sprachqualität oder die entfallende Abhängigkeit von einem geladenen Akku. „Hinzu kommt der Gewöhnungsfaktor: Menschen lieben die Beständigkeit. Und zum Arbeitsplatz gehört ein Telefon.“
Sprachqualität nimmt zu
Die guten Prognosen gelten jedoch nicht für den Consumer-Bereich. Laut dem "Home Electronics Markt Index Deutschland" der gfu ist der Absatz von Telefonen 2017 um 3,2 Prozent zurückgegangen, im ersten Halbjahr 2018 waren es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum dann bereits 4,2 Prozent weniger verkaufte Geräte. Im Geschäftskundenumfeld hat die IP-Umstellung die Nachfrage nach entsprechenden VoIP-Modellen hingegen positiv beeinflusst und steigen lassen. „Smartphones sind Alleskönner und können im Fall von herkömmlichen Privatgesprächen das herkömmliche Telefon mühelos ersetzen“, so Jens Brauer, Vice President bei Polycom. „Telefone, die extra für das Büroumfeld entwickelt wurden, sind jedoch extra auf ideale HD-Audio-Qualität ausgelegt.“ Die Sprachqualität sei heute wichtiger denn je, beispielsweise für internationale Meetings, die nicht in der Muttersprache jedes Teilnehmers geführt werden. Oder wenn sich Kollegen aus dem Café, vom Flughafen oder Bahnsteig einwählen, müssten entsprechende Noice-Cancelling-Technologien die Hintergrundgeräusche unterdrücken. „Ein Smartphone im Lautsprechermodus kann nicht dieselbe hohe Audio-Qualität liefern wie ein Konferenztelefon. Es ist dazu technisch nicht in der Lage und auch nicht darauf ausgelegt“, so Brauer.
Die Festnetz-Telefonie wurde in den vergangenen Jahren in Hinblick auf die Sprachqualität mit HD-Audio hochgerüstet. Hier wird nicht mehr mit einer Signalbreite von 3,1 kHz kommuniziert, wie es bei herkömmlicher Telefonie der Fall ist, sondern mittlerweile mit 7 kHz. Der Gesprächspartner ist so deutlich besser zu verstehen. Noch ist aber nicht jedes Endgerät mit dem nötigen Codec G.722 ausgerüstet und auch zwischen den Netzen der Betreiber ist einer Übertragung von HD-Telefonie nicht immer möglich.
Parallel wurde die Sprachqualität im Mobilfunk durch den AMR-WB-Codec ausgebaut, die Signalbreite liegt hier ebenfalls bei 7 kHz – teilweise netzübergreifend. Zuletzt haben Vodafone und Telefónica angekündigt, dass Telefonie in HD-Qualität mit AMR-WB sowie EVS (bis zu 20 kHz) erstmals auch zwischen ihren Netzen möglich sei. Allerdings gilt auch hier, dass die eingesetzten Endgeräte den Codec unterstützen müssen, was längst nicht bei allen Modellen der Fall ist.