Interview Digital Transformation

"Es beginnt mit einer selbstkritischen Frage"

20. November 2017, 9:48 Uhr | Redaktion: Stefan Adelmann

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Ist eine schnelle und unkomplizierte Digitalisierung in Hinblick auf die neuen Datenschutzrichtlinien der EU überhaupt noch möglich?

Alexandra Horn
Alexandra Horn, Leiterin Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin
© BVMW

Horn: Die Unternehmen müssen im Zuge der neuen EU-Richtlinien einiges Neues zum Thema Datenschutz beachten. Das kostet Zeit und Geld. Der BVMW hat dazu eine Checkliste entworfen, an der sich KMU bei dem Thema orientieren können. Die Digitalisierung in all ihrer Vielfalt kann jedoch nach wie vor von Unternehmen angepackt werden – eben mit veränderten Rahmenbedingungen im Bereich Datenschutz.

funkschau: Stehen bei der Umsetzung der Digitalisierung Ihrer Erfahrung nach bestimmte Technologien im Fokus?

Horn: Die Technologien sind aus unserer Sicht nicht zentral. Viel wichtiger ist die Einstellung, das Mindset. Die Digitalisierung bietet völlig neue Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle. Viele neue digitale Geschäftsideen sind auf einer bereits vorhandenen technischen Grundlage entstanden. Das heißt, dass in diesen Fällen nicht die Technik neu ist, sondern die Geschäftsidee. Auch dabei ist die gute Nachricht, dass man nicht unbedingt technikaffin sein muss, um in der Digitalisierung ein erfolgreicher Unternehmer zu sein, sondern man muss innovative Ideen entwickeln. Und das ist doch eine der großen Stärken des Mittelstands. 

funkschau: Gibt es eine innovative Idee oder ein Projekt, das Sie besonders beeindruckt hat?

Horn: Der Malerbetrieb Heyse bei Hannover zeigt, wie dieses klassische Handwerk durch exzellentes Social-Media-Marketing zu einer Marke in der Region wurde. Ein Drittel des Umsatzes läuft hier über soziale Medien. Das typische Problem der Nachwuchsfindung im Handwerk spielt auch schon lange keine Rolle mehr – dank Facebook, Instagram und Snapchat. Diese Geschichten erzählen wir über unsere Kanäle, denn Unternehmer lernen immer am besten von Unternehmern.

funkschau: Was würden Sie Unternehmen raten, die die Digitalisierung bisher noch nicht auf der Agenda haben?

Horn: Der Prozess beginnt mit der selbstkritischen Frage: Warum braucht meine Kunde meine Produkte? Kann er sie von einem andern Anbieter über einen anderen Weg auch bekommen? Wie könnte ich mein Produkt optimieren, damit er es nicht von der Konkurrenz kauft? Ist mein Produkt nutzerfreundlich? Sie merken, diese Fragen haben zunächst noch nicht viel mit Technik oder Digitalisierung zu tun. Aber sie sind ein wichtiger Beginn in einem neuen Denkprozess, nämlich die systematische Ausrichtung auf den Kunden. Und eine gute erste Anlaufstelle sind die Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren.

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