Kommentar: ITK-Know-how

IT ist vom Mars und TK ist von der Venus

11. Februar 2016, 9:03 Uhr | Mathias Hein

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Zentrale versus dezentrale Steuerung

Eine zentrale IT steuert heute in der Regel die unternehmensinternen Datennetze und die Rechnerressourcen. Die zentrale IT-Abteilung sorgt auch für den Aufbau, Upgrade und den Betrieb der Datennetze sowie Rechenzentren - in Form einer privaten Cloud. Das in größeren beziehungsweise international agierenden Unternehmen vorhandene IT-Personal in den Niederlassungen hat keinen oder nur einen geringen beziehungsweise keinen Einfluss auf die notwendigen IT-Entscheidungen und diese werden nur für die Aufrechterhaltung des Netz- und Rechnerbetriebs benötigt.

Im Gegensatz zu den Datennetzen, bei den die Entscheidungshoheit ausschließlich in der Hand der zentralen IT-Abteilung liegt, ist für den Aufbau und den Betrieb der verteilten Telefonanlagen in der Regel ein lokal angesiedelter TK-Manager zuständig. Dieser agiert eigenständig und ist für den Betrieb, die Strategie und den Einkauf der lokal erbrachten TK-Funktionen beziehungsweise Leistungen zuständig. Da die datenorientierten Mitarbeiter ein hohes Maß an Kontrolle über das Datennetzwerk gewohnt sind, kommt in der Praxis auch aus diesem Grund ein beruflicher Umstieg auf ein Sprachnetzwerk (mit wenig zentraler Kontrolle) eher selten vor.

Und arbeitet man in einem großen internationalen Unternehmen mit zahlreichen Niederlassungen im In- und Ausland, dann treten die Unterschiede zwischen der Daten- und der Sprachwelt auch bei der Abrechnung zu Tage:

Bei der Abrechnung der Datenressourcen arbeitet ein Unternehmen in der Regel mit einem Provider, welcher die Zugänge (unter Umständen mit Hilfe von lokal angesiedelten Telekommunikationsunternehmen) zu den Unternehmensnetzen bereitstellt. Über diese Zugänge werden eine bestimmte Anzahl von Datenprodukten und Dienstleistungen unabhängig vom jeweiligen Standort und der tatsächlichen Nutzung angeboten. Das Unternehmen unterschreibt einen Vertrag für alle Standorte. Eine Überprüfung der Rechnung des Providers auf Fehler und Unstimmigkeiten ist relativ einfach.

Zur Bereitstellung der Sprachkommunikation in unterschiedlichen Ländern werden in der Regel mit Dutzenden von Anbietern entsprechende Verträge abgeschlossen. Die Vertragsverhandlungen werden meist von den lokal zuständigen TK-Managern vorgenommen. Die Vertragsgestaltung basiert auf einer Unmenge an Produkten und Dienstleistungen und der Preis, die für die gleichen Dienstleistungen zu bezahlen sind, unterscheidet sich von Standort zu Standort. Die jeweilige Nutzungsrate und die hierfür entstehenden Gebühren sorgen für erhebliche Schwankungen bei den monatlichen Betriebskosten. Die zahlreichen lokalen Telekommunikationsverträge führen außerdem zu unterschiedlichen Kündigungsterminen. Eine Überprüfung der vielen TK-Rechnungen auf Fehler und Unstimmigkeiten ist daher relativ schwierig. Daher macht jeder Datenanalyst um die Abrechnungs- und Vertragsdaten aus dem Sprachbereich einen großen Bogen.

Falls das nicht gelingt: Das IT-Personal hat in den Jahren den Umgang mit Software-Produkten gelernt. Ein Hauptteil der Arbeit von IT-Administratoren und IT-Managern besteht in der Entwicklung beziehungsweise dem Erwerb der für den Betrieb notwendigen Software-Produkte. Daher liegt es auf der Hand, das "Chaos" der unterschiedlichen Preise, Leistungen und Abrechnungen der TK-Welt mit Hilfe einer zentralen Management-Software zu bereinigen. Die Dokumentation und die Kontrolle der Datennetzwerke ist in der Praxis allerdings ein Kinderspiel im Vergleich zur Steuerung und zur Kontrolle der Sprachnetze. Meist wird bei solchen Lösung nicht die Komplexität und die dezentrale Natur der Telekommunikationsdienste berücksichtigt. Der Aufwand zum Aufbau und zur Validierung einer Telekommunikations-Datenbank ist viel höher als im reinen Datenbereich und die erzielten Ergebnisse entsprechen in der Regel nicht den gesteckten Zielen.

 

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