funkschau: Sie haben einige Sicherheitsmechanismen in Ihrer Messenger App, die insbesondere bei Behörden und Organisationen mit kritischer Infrastruktur Anwendung finden. Sind diese in heutigen Zeiten ausreichend?
Stepan: Die Sicherheitsfunktionalitäten, die wir bei Teamwire haben, sind schon sehr umfassend. Das passt für jeden, der es sicher und datenschutzkonform haben will. Auch wenn eine Polizei- oder Sicherheitsbehörde natürlich deutlich höhere Sicherheitsanforde-rungen hat als etwa ein Logistik-Dienstleister. Für erstere ist zum
Beispiel eine sichere Lösung relevant, in dem alle Daten auf dem Endgerät verschlüsselt abgelegt werden können. Das gewährleistet, dass die Daten nicht mit einer anderen App oder Service geteilt werden, wenn das nicht vom Unternehmen gewollt wird. Überall dort, wo ein Unternehmen Daten in irgendeiner Art und Weise schützen will, gibt es zentrale Steuerungsmechanismen, um die Daten einfach abzusichern und umfassend zu kontrollieren. Das betrifft auch die Datensouveränität und unter anderem Fragen wie: Wo stehen die Server? Wer kann auf die Daten zugreifen? Wie stark sind sie verschlüsselt?
funkschau: Im Polizeibereich wird gerade die Entwicklung eines einheitlichen Messengers vorangetrieben. Auch im Bereich Gesundheitswesen gibt es solche Ansätze, um krankenhausübergreifend agieren zu können. Wäre das auch ein interessanter Aspekt für Sie?
Stepan: Viele Kunden wollen solche Bausteine in privaten Clouds oder On-Premise einsetzen, aber dann gerne übergreifend mit weiteren Sicherheitsstellen, mit der Polizei, mit anderen Krankenhäusern und Bundesländern kommunizieren. Deswegen ist das ein wichtiges Thema, an dem wir derzeit arbeiten. Wir merken, dass sichere Messenger immer mehr zu einem zentralen Kommunikations-Hub werden. Unternehmen fangen an, Messenger zu nutzen und dann kommen weitere Funktionen und Anbindungen hinzu, weil sich Messaging für sie als die beste und produktivste Methode der Kommunikation herausstellt.
Wir sehen auch, dass Sprachtasten eine immer größere Nutzung erfahren. Um solche Sprachnachrichten zu verschicken, haben wir jetzt eine Art Walkie-Talkie-Interface umgesetzt und „Push-to-talk“-Funktionen in die App eingebaut. Den Bedarf gibt es besonders in Unternehmen, die viele mobile Mitarbeiter haben – egal ob in der Logistik oder im Retail-Bereich. Das ist etwas, das wir im Mai in einer ersten Version auf den Markt gebracht haben.
funkschau: Wäre auch eine Kooperation zwischen verschiedenen Anbietern vorstellbar, um eine lösungsübergreifende Kommunikation zu ermöglichen?
Stepan: Der Nachteil bei all diesen Kommunikations- oder Kollaborationsanbietern ist, dass sie in der Regel eigene Protokolle haben. Und dann kommt hinzu, dass sie häufig noch eigene Verschlüsselungsalgorithmen einsetzen und es hier keine Standards gibt. Das ist die eigentliche Herausforderung, welche Kooperationen erheblich erschwert. Wir versuchen bereits, uns mit anderen zu vernetzen.
Es ist aber noch nicht so, dass sich derzeit ein Standard durchsetzt. Da muss man sehen, wo die Reise hingeht und wie sich der Markt entwickelt. Das ist sicherlich eines der großen Themen in den nächsten Jahren.
funkschau: Herr Stepan, die hybride Arbeitswelt soll sich künftig weiter etablieren, Remote Work spielt dabei eine immer größere Rolle für Unternehmen. Können Collaboration-Plattformen und Tools irgendwann einen gleichwertigen Ersatz für die Face-to-face-Kommunikation darstellen?
Stepan: Ein vollständiger Ersatz sind sie mit Sicherheit nicht! Ich glaube, da sind wir uns alle einig: Auf der einen Seite ist es okay, ab und zu von zu Hause aus, zu arbeiten. Es hat natürlich Vorteile, weil man sowohl die Zeit für die Arbeitswege spart als auch Privates und Berufliches besser vereinen kann. Aber auf der anderen Seite gibt es Situationen, in denen man einfach ein ganz anderes Erlebnis hat, wenn man Leute auf Messen oder Konferenzen trifft und mit ihnen direkt zusammenarbeitet.
In Anbetracht der Effizienz ist es sicherlich möglich, das Arbeiten im Homeoffice, im Büro oder das verteilte Arbeiten mit entsprechenden Tools produktiv zu gestalten. Aber vom Erlebnis der Zusammenarbeit her, glaube ich, machen diese Zoom- oder Webex-Meetings nicht so viel Spaß, als wenn man sich direkt persönlich und von Angesicht zu Angesicht begegnet und austauscht.