Zahlreiche Telekommunikationsunternehmen binden die Angebote von Onlineriesen wie Google, Facebook und Amazon in ihre Portfolios ein. In diesen Kooperationen nehmen die Partner allerdings die besondere Rolle so genannter „Frenemies“, abgeleitet von den englischen Begriffen für Freund („friend“) und Feind („enemy“) ein. Telekommunikationsanbieter sind einerseits auf die Over-the-top-Provider angewiesen und wollen an ihrem Erfolg partizipieren, stehen aber gleichzeitig auch im Wettbewerb zu ihnen. Dieses Dilemma lösen die Unternehmen durch Kooperationen, beispielsweise indem sie unabhängige Video-on-Demand-Dienste in ihre Angebote einbinden – als Konkurrenz zu eigenen Produkten, aber auch als Differenzierungsmerkmal zu ihren Wettbewerbern. Diese Kooperationen werden in Zukunft deutlich zunehmen.
Durchschaubare Angebote
Bei einem digitalen Gut wie Telekommunikationsleistungen hat Transparenz – vor allem Kostentransparenz gegenüber Kunden – höchste Priorität. Diesbezüglich ist die Branche hervorragend positioniert und hält beispielsweise Kunden, die ins Ausland reisen, über die Kosten, die dort beim Telefonieren und Surfen entstehen, immer up-to-date. Allerdings erhöht die Bundesnetzagentur in der sogenannten Transparenzverordnung die Anforderungen an Offenheit und Klarheit von den Telekommunikationsanbietern. Zum Beispiel dürfen bei der Angabe der Übertragungsgeschwindigkeiten in Breitbandnetzen keine „Bis-zu-Angaben“ mehr gemacht werden. Kunden müssen über die Geschwindigkeit informiert werden, die sie tatsächlich nutzen können – und dies muss auch jederzeit für den Kunden durch eigene Messungen überprüfbar sein.
Fazit: Spitzenposition mit Luft nach oben
Aus den beschriebenen Themen wird deutlich: Die Telekommunikationsbranche nimmt bei der digitalen Transformation als Bereitsteller der Basisinfrastrukturen eine Vorreiterposition ein und ist in den meisten Disziplinen anderen Wirtschaftszweigen voraus. Dennoch sollten sich die Unternehmen nicht auf dem erreichten Status quo ausruhen. Die Automatisierung von Prozessen und Infrastrukturen, die Analyse und Auswertung von Kunden- und Netzdaten und das Outsourcing von Infrastrukturelementen in die Cloud bietet Telekommunikationsanbietern nach wie vor großes Optimierungspotenzial.
In diesen Disziplinen können die Unternehmen Kosten reduzieren, gleichzeitig die Qualität ihrer Services steigern und ihre IT-Infrastruktur agiler aufstellen, um schneller auf neue Markt- und Kundenanforderungen reagieren zu können. Weitere Digitalisierungsinitiativen sind gefordert, um sich gegenüber neuen Marktteilnehmern aus der digitalen Welt behaupten zu können.