Immer mehr Unternehmen migrieren ihre Telefonie auf den Microsoft-Lync-Server. Wie jede andere VoIP-Plattform hat auch Lync auf der LAN- und insbesondere der WAN-Strecke mitunter mit knapper Bandbreite und eingeschränkter QoS-Unterstützung zu kämpfen – bietet dafür aber einige äußerst leistungsfähige Features, die aus den verfügbaren Ressourcen das Optimum herausholen.
Seit Microsoft mit der Version Lync-2010 die Feature-Palette nachhaltig erweitert und nahezu alle der ursprünglichen Kinderkrankheiten gut in den Griff bekommen hat, verzeichnet die mächtige Kommunikationsplattform von KMU bis Enterprise rasante Zuwachszahlen. Die steigende Popularität ist dabei insbesondere drei Entwicklungen geschuldet: Zum einen der Tatsache, dass es Microsoft mit Lync endgültig geschafft hat, sämtliche klassischen und viele innovative neue Kommunikationskanäle nahtlos am PC-Desktop zu integrieren. Zum zweiten der tiefen Verankerung des Produkts in der Microsoft-Welt, die es Administratoren sehr einfach macht, mit der bestehenden IT des eigenen Un-ternehmens und sogar unternehmensübergreifend mit anderen Installationen zu verzahnen. Und drittens: der erfolgreichen Einbindung der Telefonie in Lync – des ältesten, unmittelbarsten und nach wie vor in weiten Teilen der Business-Welt wichtigsten Kommunikationskanals.
Dabei ist allerdings nicht zu leugnen, dass die Telefonie die heikelste Funktionalität von Voice-over-IP (VoIP) ist – sowohl im Hinblick auf die Implementierung als auch im Hinblick auf die Sicherstellung einer stabilen, dem „goldenen“ ISDN-Standard ebenbürtigen Sprachqualität. Um zu garantieren, dass die neue Telefonielösung – und natürlich auch die damit verknüpften Echtzeitdienste wie Voice- und Video-Conferencing – dem hohen Anspruch auch in der Praxis gerecht werden, sollte das zuständige ITK-Team sowohl die inhärenten QoS-Features von VoIP als auch die proprietären QM-Funktionen von Lync ausschöpfen.
Sprache im Datennetz
Microsoft-Lync überträgt die Sprache typischerweise über das vorhandene Datennetz des Unternehmens. Wie bei allen VoIP-Technologien müssen sich die Sprachpakete dabei die vorhandene Bandbreite mit allen anderen Netzwerkanwendungen teilen. Im Gegensatz zu Datenanwendungen wie Powerpoint oder E-Mail, bei denen die Ethernet-Pakete zwar rund 1.500 Byte groß, dafür aber zeitlich relativ unkritisch sind, übertragen Echtzeit-Anwendungen wie VoIP ihre Nutzdaten in sehr vielen, kleinen Pa-keten. Mit dem G.711-Codec sind es 50 Pakete à 160 Nutzdaten, was 95 kBit/s ergibt.
Die große Herausforderung von VoIP liegt darin sicherzustellen, dass diese vielen Sprachpakete ungestört und zügig vom Sender zum Empfänger gelangen. Wie gut das in einem Netz gelingt, klassifiziert man anhand von drei Kennzahlen:
Nur wenn alle drei Kennzahlen dauerhaft im grünen Bereich bleiben, ist eine gleichbleibend hohe Qualität der IP-Telefonie sichergestellt. In einem nicht gema-nagten Datennetz ist dies allerdings kaum zu gewährleisten: Sobald die erste Powerpoint-Datei mit ihren riesigen Datenpaketen die gesamte verfügbare Leitung blockiert, werden Sprachpakete verzögert oder verworfen – und alle drei Parameter rutschen in den roten Bereich.