Quality-of-Service

Mit Lync-Tools die Sprachqualität im Griff

12. Dezember 2014, 12:03 Uhr | Frank Carius, Enterprise Architect, MVP für Lync und Gesellschafter von Net at Work in Paderborn
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Immer mehr Unternehmen migrieren ihre Telefonie auf den Microsoft-Lync-Server. Wie jede andere VoIP-Plattform hat auch Lync auf der LAN- und insbesondere der WAN-Strecke mitunter mit knapper Bandbreite und eingeschränkter QoS-Unterstützung zu kämpfen – bietet dafür aber einige äußerst leistungsfähige Features, die aus den verfügbaren Ressourcen das Optimum herausholen.

Seit Microsoft mit der Version Lync-2010 die Feature-Palette nachhaltig erweitert und nahezu alle der ursprünglichen Kinderkrankheiten gut in den Griff bekommen hat, verzeichnet die mächtige Kommunikationsplattform von KMU bis Enterprise rasante Zuwachszahlen. Die steigende Popularität ist dabei insbesondere drei Entwicklungen geschuldet: Zum einen der Tatsache, dass es Microsoft mit Lync endgültig geschafft hat, sämtliche klassischen und viele innovative neue Kommunikationskanäle nahtlos am PC-Desktop zu integrieren. Zum zweiten der tiefen Verankerung des Produkts in der Microsoft-Welt, die es Administratoren sehr einfach macht, mit der bestehenden IT des eigenen Un-ternehmens und sogar unternehmensübergreifend mit anderen Installationen zu verzahnen. Und drittens: der erfolgreichen Einbindung der Telefonie in Lync – des ältesten, unmittelbarsten und nach wie vor in weiten Teilen der Business-Welt wichtigsten Kommunikationskanals.

Dabei ist allerdings nicht zu leugnen, dass die Telefonie die heikelste Funktionalität von Voice-over-IP (VoIP) ist – sowohl im Hinblick auf die Implementierung als auch im Hinblick auf die Sicherstellung einer stabilen, dem „goldenen“ ISDN-Standard ebenbürtigen Sprachqualität. Um zu garantieren, dass die neue Telefonielösung – und natürlich auch die damit verknüpften Echtzeitdienste wie Voice- und Video-Conferencing – dem hohen Anspruch auch in der Praxis gerecht werden, sollte das zuständige ITK-Team sowohl die inhärenten QoS-Features von VoIP als auch die proprietären QM-Funktionen von Lync ausschöpfen.

Sprache im Datennetz

Microsoft-Lync überträgt die Sprache typischerweise über das vorhandene Datennetz des Unternehmens. Wie bei allen VoIP-Technologien müssen sich die Sprachpakete dabei die vorhandene Bandbreite mit allen anderen Netzwerkanwendungen teilen. Im Gegensatz zu Datenanwendungen wie Powerpoint oder E-Mail, bei denen die Ethernet-Pakete zwar rund 1.500 Byte groß, dafür aber zeitlich relativ unkritisch sind, übertragen Echtzeit-Anwendungen wie VoIP ihre Nutzdaten in sehr vielen, kleinen Pa-keten. Mit dem G.711-Codec sind es 50 Pakete à 160 Nutzdaten, was 95 kBit/s ergibt.

Die große Herausforderung von VoIP liegt darin sicherzustellen, dass diese vielen Sprachpakete ungestört und zügig vom Sender zum Empfänger gelangen. Wie gut das in einem Netz gelingt, klassifiziert man anhand von drei Kennzahlen:

  • Die Latenz beziffert die Zeit, in der die Daten vom Sender zum Empfänger reisen. Dabei gilt ein Wert von 200 ms als unkritisch, von 200 bis 500ms als kritisch und ab 500ms als für eine Sprachübertragung ungeeignet. Eine Toleranz von einer halben Sekunde klingt zunächst nach viel Spielraum, summiert sich mit Echounterdrückung, Jitter-Puffer und Reisezeit aber relativ schnell.
  • Der Jitter beziffert, wie gleichmäßig die Latenzzeit der Übertragung ist. Ist der Jitter hoch, kann der Empfänger den Empfangsbuffer verlängern, was zu einer größeren Sprachverzögerung oder verworfenen Paketen führt. Ein Jitter ist unter 20 ms gut, bis 35 ms akzeptabel und ab 45 ms schlecht.
  • Der Paketverlust beziffert, wie viele der Sprachpakete während der Übertragung verloren gehen oder wegen zu langer Verzögerung verworfen werden. Der Verlust einzelner Pakete ist dabei unerheblich, weil das menschliche Ohr solche kurzfristigen Ausfälle sprichwörtlich überhört. Fallen aber mehrere aufeinanderfolgende Pakete aus (Burst-Loss), wird die Sprachqualität merklich beeinträchtigt. Daher sollte der Paketverlust im Idealfall zwei bis drei Prozent nicht übersteigen.

Nur wenn alle drei Kennzahlen dauerhaft im grünen Bereich bleiben, ist eine gleichbleibend hohe Qualität der IP-Telefonie sichergestellt. In einem nicht gema-nagten Datennetz ist dies allerdings kaum zu gewährleisten: Sobald die erste Powerpoint-Datei mit ihren riesigen Datenpaketen die gesamte verfügbare Leitung blockiert, werden Sprachpakete verzögert oder verworfen – und alle drei Parameter rutschen in den roten Bereich.

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  1. Mit Lync-Tools die Sprachqualität im Griff
  2. QoS – Die Bandbreite entscheidet
  3. Zusätzliche Steueroptionen in Microsoft-Lync
  4. Mit der Nutzung explodiert die Bandbreite
  5. Expertenkommentar: Der Systemintegrator ist bei Lync-Projekten immer auch ein Vermittler

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