IoT? Industrielles IoT (IIoT)? Hier dürfen eigentlich gar keine Fragezeichen mehr stehen. Denn der Konzept- und Pilotprojektphase sind diese Themen längst entwachsen und sie finden zunehmend unternehmensweiten Einsatz. Wer jetzt nicht auf den Zug aufspringt, der wird Marktanteile verlieren und nicht mehr in der Lage sein, das allgemeine Innovationstempo mitzuhalten.
Denn die Vernetzung von Maschinen, Sensoren und Plattformen ist ein natürlicher Schritt in der industriellen Entwicklung, der man sich über kurz oder lang nicht entziehen kann. Als solche wurde ebenfalls widerlegt, IoT diene einem Selbstzweck. Es geht vielmehr um eine enorme Effizienzsteigerung industrieller Prozesse und somit auch um eine wertvolle Ressourcenschonung. Und nicht zuletzt: IoT bedarf neuer Geschäftsmodelle, mit denen sich neue Absatzmöglichkeiten ergeben und die Voraussetzung für eine künftige Konkurrenzfähigkeit sind.
Die viel zitierte Ausrede, man könne nun mal nicht auf eine grüne Wiese bauen und den alten Maschinenbestand aus wirtschaftlichen Gründen von jetzt auf gleich IoT-fähig machen, zählt in diesem Kontext nicht mehr. Denn Altersbegrenzungen oder technische Einschränkungen gibt es im Grunde gar nicht. Hierfür gibt es längst eine Lösung: Retrofit. Retrofit bedeutet nichts anderes, als bereits im Betrieb befindliche Maschinen nachträglich mit IoT-Funktionen zu versehen. Die Sensoren der Nachrüstsätze lassen sich leicht mit IoT-Modulen verbinden, die eine Vielzahl von Daten erheben können wie zum Beispiel Temperatur, Feuchtigkeit, Helligkeit, Vibration, Bewegung oder Beschleunigung. Aber auch Kontakte und Relais sind ansteuerbar.
Als IoT-Strategie eignet sich Retrofit daher gerade auch für viele mittelständische Unternehmen, bei denen oftmals technische „Senioren“ im Einsatz sind – bewährte Maschinen, von denen man sich aus gutem Grunde nicht trennen will. Und das ist in den meisten Fällen auch gar nicht notwendig. Einem deutschen Sensorhersteller ist beispielsweise zu rein demonstrativen Zwecken gelungen, eine 130 Jahre alte, pedalgetriebene Drehbank mit einer IoT-Zustandsüberwachung auszurüsten.Retrofit und somit dem IIoT ist also sowohl bezogen auf Technologie als auch auf Alter kaum Grenzen gesetzt.
Ein Geschäftsbeispiel? Der Verkauf von Predictive Maintenance Services. Versehen Unternehmen ihre Maschinen mit einer Kombination aus Sensoren und maschinellen Lern- und Analysefunktionen, können sie Ihre Kunden bei der punktgenauen Lokalisierung von Problemursachen unterstützen und dabei helfen, unnötige Betriebsstilllegungen zu vermeiden. Denkbar sind hier sowohl zustands- als auch zählerbasierte Szenarien. Erstere benötigen neben der Integration in ein EAM- und ERP-System die Einbindung in eine cloudbasierte IoT-Plattform. Die positiven Effekte sind jedenfalls messbar: Neben der Vermeidung teurer Maschinenstillstände muss eine Inspektion dank Predictive Maintenance beispielsweise nicht mehr alle 5.000, sondern bedarfsorientiert vielleicht erst nach 7.000 Stunden erfolgen. Jedenfalls profitieren in diesem Szenario alle Beteiligten.
Was benötigen also Industrieunternehmen? Mut und Entschlossenheit. Für alles andere gibt es eine Lösung.