Der Start gelingt am einfachsten im Servicebereich. Die Servicevernetzung liefert sofort Ergebnisse und kann meist ohne großen Aufwand in die bestehenden Prozesse eingebunden werden. Wer das eigene Servicegeschäft step-by-step vernetzt und digitalisiert, hilft seinen Kunden bei der Steigerung der Produktionseffizienz und wird so selbst zum Lösungspartner. Die folgenden Schritte sollen dafür eine Orientierungshilfe geben.
Schritt 1: Was sind die Ziele einer Vernetzung?
Ist das Unternehmen vom Potenzial der Vernetzung überzeugt, gilt es zunächst zu überlegen: Warum will ich meine Kundenbeziehungen digitalisieren und meine Maschinen vernetzen? Was ist das Ziel und was bringt es den Kunden? „Leider wird dieser erste Schritt häufig übergangen, in dem es darum geht, die interne Basis und das Verständnis für Vernetzung zu schaffen“, so Barkowsky. „Hat sich ein Unternehmen für den Schritt in Richtung Indus-trie 4.0 entschieden, ergibt sich in der Konsequenz, dass man sich mit allen Kunden und Maschinen vernetzt. Remote-Service kann hierfür nicht die Strategie, aber vielleicht der Einstieg sein.“
Schritt 2: Alle beteiligten Abteilungen ins Boot holen
Der zweite Schritt auf dem Weg zu Indus-trie 4.0 führt zur Bildung interdisziplinärer Projektgruppen. Die IT-Abteilung, Serviceleitung, Elektrokonstruktion, das Marketing und der Vertrieb – die Chefetage sollte Industrie 4.0 keinesfalls nur mit dem Ser-vicebereich verknüpfen, auch wenn dieser am Anfang eventuell den größten Profit daraus zieht. Alle Unternehmensbereiche sollten einbezogen werden, um gemeinsam einen Umsetzungsplan zu erarbeiten.
Schritt 3: Eine Testphase sorgt für das nötige Vertrauen
Steht der Umsetzungsplan, sollten erste Erfahrungen gesammelt werden. In der Praxis lässt sich das in kleinen Pilotprojekten testen. Das steigert die Motivation, denn der Nutzen ist meistens sofort ersichtlich. Intern sorgt ein Pilotprojekt für Vertrauen – vor allem beim Vertrieb. Dieser muss auf die neue Lösung geschult werden, um sie später überzeugend zu vertreten. Es gilt, mögliche Ängste zu nehmen und Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Schritt 4: Die Vernetzungsstrategie für langfristigen Erfolg
Nach dem Test legt die Unternehmensleitung die Vernetzungsstrategie fest. Im Strategiepapier wird der Mehrwert für das Unternehmen und das Ziel der Vernetzung definiert. Die Strategie gibt außerdem vor, ab wann mit welchem Anteil der Kunden und Maschinen digital kommuniziert und inwieweit die Kunden an den Kosten der Vernetzung beteiligt werden sollen.
Schritt 5: Die Vorbereitung im eigenen Unternehmen
Changemanagement ist notwendig, um seit Jahrzehnten geltende Wahrheiten und Verhaltensweisen durch neue zu ersetzen. Letztlich geht es nicht um die Einführung einer neuen Technik, sondern um den Wandel vom Produkt- zum Lösungsanbieter. Das gesamte Management muss an einem Strang ziehen. Insbesondere Vertrieb und Service – auch in den Niederlassungen und Vertretungen – benötigt Unterstützung. Gegenüber den Kunden muss es eine klare Sprachregelung geben.
Schritt 6: Die Vernetzung mit den Kunden organisieren
Ein mittelständischer Maschinenhersteller hat typischerweise mehrere 100 oder mehrere 1.000 Kunden. Diese Kunden-Kommunikation zu digitalisieren ist allein von der Masse her eine enorme Herausforderung. Angenommen, man benötigt drei Monate Aufwand, um sich mit einem Kunden und dessen Maschinen zu verbinden, dann würde dies bei 100 Kunden einen Aufwand von 25 Jahren bedeuten. Zum Glück gibt es hierfür Lösungen und Best Practice-Beispiele: So schafft es beispielsweise der Kunststoffmaschinenhersteller Engel Austria jeden Monat die Kommunikation mit 50 weiteren Kunden mitsamt all ihren Maschinen zu digitalisieren.
Schritt 7: Lernen und Anpassen
Die Digitalisierung der Prozesse zwischen Maschinenherstellern und -betreibern ist noch ein Lernfeld. Vernetzungserfahrung gibt es heute oft nur mit proprietären Teleservice-Verbindungen, die für Industrie 4.0 meist nicht zielführend sind. So sorgt ein schrittweises Vorgehen beispielsweise beginnend mit einem modernen Remote-Service dafür, den Anschluss nicht zu verpassen und Step-by-Step voranzukommen.