Carrier dagegen machen ihr Geschäft mit Mobiltelefonie. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen sie veraltete GSM-Netze mit der IP-Welt verknüpfen. Bisher können zum Beispiel die Deutsche Telekom (Deutschland-LAN) und Vodafone (Office-Net) nur ausgewählte VoIP-Funktionen bieten. Und da jeder Carrier eigene Ziele verfolgt, ist ein gemeinsamer SIP-Standard in weiter Ferne.
Facebook und auch Google+ verfügen bereits über Telefonie-Funktionen. Werden Angaben zu Freunden, Location und Vorlieben mit dem Surfverhalten des Nutzers kombiniert, sind Rückschlüsse auf sein Telefonie-Verhalten möglich. Bei Anrufen aus solchen Netzwerken heraus kann der Anrufer etwa automatisch an den besten Sales-Mitarbeiter weitergeleitet werden (Interest based call routing). Ob, wann und wie oft das geschieht, kann niemand kontrollieren – vom Datenschutz ganz zu schweigen. Wenn soziale Netzwerke irgendwann die Interfaces der Carrier nutzen und auf ihre Daten zugreifen, dann weiß jeder alles über jeden. Da wächst zusammen, was nicht zusammen gehört.
Diese besorgniserregende Entwicklung wird möglicherweise bereits in fünf Jahren Realität sein. Da IP-Telefone von Snom als einzige Geräte weltweit schon in den ersten drei Welten einsetzbar sind, würden sie nach Zusammenschluss der SIP-Welten auch in sozialen Netzwerken einsetzbar sein. Für SIP bleibt nur zu hoffen, dass es schneller als erwartet zu einem einheitlichen Standard kommt. Derzeit sieht es aber so aus, dass es noch zehn bis 15 Jahre dauern wird – wohin auch immer die Reise bis dahin geht.