Das Szenario von Industrie 4.0 klingt wie die Vorlage zu einem Science-Fiction-Film, der in einer Fabrikhalle spielen soll: Anlagen und Maschinen kommunizieren autonom mit Teilen und Material; jede Komponente „weiß“ von sich aus, welcher Bearbeitungsschritt als nächstes folgt.
Die IT-Revolution in der Fertigung: Das werdende Produkt steuert gleichsam selbsttätig den eigenen Herstellungsprozess. Alles nur Utopie ohne erkennbaren Realitätsbezug? Wer so denkt, übersieht die sehr reale Wettbewerbsrelevanz, die der Trend „Industrie 4.0“ gerade auch für die weitgehend mittelständisch geprägte Fertigungsindustrie in der Bundesrepublik besitzt. Und die Tatsache, dass etliche Betriebe die Reise in das Zeitalter der sich selbst organisierenden Produktionssteuerung schon angetreten haben. Auf ihren Tickets steht: MES (Manufacturing-Execution-System), RFID (Radio-Frequency-Identification), Big-Data, Mobility und Cloud.
Automatisierung der Automation
Wenn man den Protagonisten des Zukunftsprojekts „Industrie 4.0“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung glauben darf, dann steht uns eine vierte industrielle Revolution ins Haus. Die erste Revolution begann bekanntlich mit der Mechanisierung von Manufakturen und der Einführung der Dampfmaschine von James Watt im ausgehenden 18. Jahrhundert. Mit der Elektrifizierung setzte an der Schwelle zum 20. Jahrhundert dann die Phase der arbeitsteiligen Massenproduk-tion ein. Fünfzig Jahre später folgte die dritte und aktuelle Phase der automatisierten Produktion – ausgelöst durch Elektronik, miniaturisierte Schaltkreise und IT.
Die bevorstehende vierte Revolutionsphase – darauf spielt die Versionsnummer in Industrie-4.0 an – führt nun quasi zur Au-tomatisierung der Automation: Menschliche Eingriffe in Planungs- und Steuerungsprozesse der Fertigung werden zunehmend überflüssig dank kollektiver Selbstorganisation autonom kommunizierender Maschinen, Produkte und Komponenten. Damit hält sozusagen das marktwirtschaftliche Selbstregulierungsprinzip Einzug in Fabrikhallen und verdrängt dort die heutige zentralistische Produktionssteuerung.
Zu den Voraussetzungen für diese im Wortsinn revolutionären Veränderungen der Produktionsstätte (Shop-Floor) zählen vor allem: dezentrale Produktintelligenz, unmittelbare Maschine-zu-Maschine-Kommunikation sowie direkte Integration zwischen ERP- (Enterprise-Resource-Planning) und Produktionssteuerungssystemen. Allein diese drei Bedingungen verdeutlichen, dass die vierte industrielle Revolution nicht mit einem lauten Knall daherkommt, sondern dass sie sich in evolutionären Schritten vollziehen wird.