Schneller Audio/Video-Anruf über den Browser

Web-RTC - verzichtbarer Hype oder unverzichtbare Zukunft?

13. Oktober 2014, 13:09 Uhr | Susanna Heine, Multimedia-Redakteurin, Estos
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Spätestens seit Anfang 2014 taucht der Begriff Web-RTC regelmäßig in den deutschen ITK-Medien auf. Sei es die Call-Center-Branche oder der Anwendungsfall Support, der „schnelle Audio/Video-Anruf über den Browser“ steht immer im Fokus. Dies stellt sicherlich den wesentlichen Vorteil von Web-RTC dar, reicht als Wissensbasis für Investitionsentscheidungen aber nicht aus.

Besonders Unternehmensentscheider, die vor der heiklen Frage stehen, ob sie für ihre anstehende ITK-Investition auf Web-RTC verzichten können oder ob sie den Verzicht bald bereuen, müssen genau wissen, was zu Web-RTC „gehört“.

Was Web-RTC technisch bedeutet

Unter dem Begriff Web-RTC versteht man eine Standardisierung von Techniken und Protokollen zur Kommunikation und Zusammenarbeit in Echtzeit im Internet – Real-Time-Communication, kurz RTC. Sie ermöglichen es, eine direkte Verbindung – Peer-to-Peer, kurz P2P – zwischen zwei Teilnehmern, zum Beispiel Web-Browsern, herzustellen. Diese ermöglicht wiederum den Austausch von Audio/Video oder Dateien in Echtzeit. Spezielle RTC-Datenkanäle erlauben es, die Dateien besonders schnell zu übertragen. Sie nutzen das Stream-Control-Transmission-Protocol (SCTP), um große Datenmengen schnell und individuell konfigurierbar zu transferieren.

Über Web-RTC wird Sprach- und Videotelefonie direkt über den Browser möglich – eine revolutionäre Neuheit mit disruptivem Potenzial, da sie bestehende prop-rietäre Lösungen wie etwa Skype mittel- bis lang­fristig obsolet machen könnte. Die definierten Codecs – VP8 für Video und Opus für Audio – ermöglichen eine Qualität, die für den normalen Businessgebrauch ausreichend ist. Web-RTC unterstützt die Entwicklung kostengünstiger, nicht proprie­tärer Kommunikationslösungen. Es bleibt abzuwarten, ob die hohe Qualität, basierend auf den aktuell definierten Standards, nicht sogar Voice-over-IP überlegen sein wird. Fest steht, dass die Grundlage des Web-RTC-Konstrukts die P2P-Verbindung ist, wobei ein Peer einem Teilnehmer ­entspricht. Ein P2P-Netzwerk besteht, im Gegensatz zu einem klassischen hierarchisch Client-Server-Netzwerk, aus gleichgestellten Teilnehmern. Die jeweiligen Peers sind immer sowohl Client als auch Server. Daten, Resourcen oder Dienste können von einem Peer bereitgestellt werden und gleichzeitig von einem anderen Peer in Anspruch genommen werden. Es existieren verschiedene Ausprägungen eines P2P-Netzwerkes. Durch die Aggregation verschiedener Ressourcen wird das Netzwerk insgesamt ­effektiver als die verschiedenen Komponenten alleine, wodurch sich die Performance steigern lässt. Durch die Verwendung bereits existierender Infrastrukturen lassen sich die Gesamtkosten reduzieren.

Schnittstellen der Web-RTC-Architektur

Auf Basis eines solchen Netzwerkes lassen sich Web-RTC-Lösungen einrichten und zur Kommunikation müssen die Nutzer nicht einmal beim „selben Anbieter“ angemeldet sein. Das System ist prinzipiell dezentral, offen und interoperabel. Der Aufbau einer Sitzung ist essenziell für die Kommunikation, jedoch nur die halbe Miete. Für Web-RTC weiter entscheidend sind drei Schnittstellen:

  • Die Media-Stream-API ist zuständig für die Aufnahme von Audio/Video-Streams beim jeweiligen Client.
  • Das RTC-Peer-Connection-Interface realisiert den effizienten Datenstrom zwischen zwei Peers und umfasst die Vorgänge des Session-Informationsaustauschs sowie die Adressermittlung.
  • Das RTC-Data-Channel-Interface ermöglicht das Empfangen und Senden von Anwendungsdaten über eine bidirektionale Verbindung zwischen zwei Peers.

 

Eine Web-RTC-Anwendung, die auf einer P2P-Verbindung basiert und den wesentlichen Umfang der Schnittstellen abbildet, ist die Grundlage für die Realisierung weiterer Möglichkeiten: Distributed-Computing, Collaboration & Communication sowie Content-Sharing. Dafür ist keine Installation zusätzlicher Software/Plug-Ins oder Softphones nötig.

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