Cyber-Security

Wie Hacker ihre Arbeit machen

14. August 2018, 9:13 Uhr | Autor: Michael Scheffler / Redaktion: Sabine Narloch
© Michael Borgers - 123RF

Wie sähe es aus, wenn man Hackern bei der Arbeit über die Schulter sehen würde? Dieser Frage ist das Forschungsteam von Bitglass nachgegangen – Michael Scheffler fasst die Ergebnisse zusammen.

Trotz ausgereifter Sicherheitstechnologien bleiben Anwender für Unternehmen eine empfindliche Schwachstelle. Vor allem Phishing zählt zu den Angriffsvektoren, die Unternehmen gegenwärtig Kopfschmerzen bereiten. So werden E-Mails im Namen von Payment-Services, Shopanbietern oder E-Mailservicehosts von den kriminellen Hintermännern täuschend echt nachgeahmt, mit dem Ziel, durch das Abfischen von Logindaten weitere sensible, persönliche Daten zu erbeuten. Doch wie sehen die Konsequenzen aus, wenn Nutzerdaten von Mitarbeitern in die falschen Hände geraten und welche Auswirkungen hätte dies auf das Unternehmen?

Das Forschungsteam von Bitglass hat versucht, mithilfe eines Experiments unter dem Namen „Cumulus“ den Verbreitungswegen illegal erbeuteter Daten auf die Spur zu kommen.

Das Experiment: Ein Bankangestellter als Lockvogel
Um diese Fragen zu beantworten, nutzte das Bitglass Forschungsteam einen Lockvogel: Es kreierte die digitale Identität eines Bankangestellten einer fiktiven Bank. Dazu wurde ein funktionierendes Banking-Portal eingerichtet sowie ein Google Drive-Account angelegt, in dem sowohl persönliche Daten wie Kreditkartennummern als auch Dokumente aus dem Arbeitsalltag deponiert wurden. Die Google-Anmeldedaten des Lockvogel-Accounts wurden vom Forschungsteam schließlich im Darknet veröffentlicht. Alle Dateien in dem Google-Drive-Ordner wurden zuvor jedoch mit einem digitalen Wasserzeichen versehen, sodass das Forschungsteam sämtliche Aktivitäten der „Datendiebe“, vom Login bis zum Dateidownload, verfolgen konnte.

In den ersten 24 Stunden nach dem Posting im Darknet hatten mehr als 1400 Besucher aus über 30 Ländern sich die scheinbar gestohlenen Nutzerdaten näher angesehen, die ersten Dateidownloads aus dem Google-Drive-Ordner erfolgten binnen 48 Stunden.

Datendiebe gehen selektiv vor
Unter den Besuchern war eindeutig eine gezielte Vorgehensweise erkennbar: So wurden Dateien, die augenscheinlich sensible Finanzinformationen enthielten, am schnellsten geöffnet. Die Aktivitätsprotokolle, die das Bitglass-Team aus der API-Integration der Google-Anwendung erhielt, zeigten zudem, dass in vielen Fällen unmittelbar nach Zugriff auf das Drive-Laufwerk auch der Dateidownload vorgenommen wurde. Dabei zeigten sich unterschiedliche Vorgehensweisen: Während manche scheinbar wahllos sämtliche Dateien herunterluden – darunter beispielsweise auch die Speisepläne der Kantine – konzentrierte sich ein Anteil von 12 Prozent ausschließlich auf die sensibelsten Inhalte, insbesondere Dokumente mit Kreditkartendaten und Unternehmensdokumente mit Bankkundeninformationen.
Eine Weitergabe oder Nutzung der Kreditkartendaten ist während des Experiments jedoch nicht aufgetreten. Es besteht dennoch keine Gewissheit, dass Hacker diese Daten in Zukunft nicht weiterverwenden werden.

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