Cloud-Computing-Interview

"Workplace-as-a-Service" wird Realität

19. Dezember 2014, 11:55 Uhr | Ralf Ladner, Chefredakteur funkschau
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Mit dem Umstieg auf IT-Arbeitsumgebungen aus der Cloud gelingt Unternehmen der Spagat zwischen notwendiger Workplace-Modernisierung und Kostensenkung. Worauf bei der Anbieterauswahl zu achten ist, erläutert Dr. Andreas Stiehler, Principal Analyst bei PAC, im Interview.

funkschau: Die IT-Verantwortlichen stehen aktuell unter einem immensen Druck zur Workplace-Modernisierung. Was sind die Gründe dafür?

Dr. Andreas Stiehler: Da sind zum einen die steigenden Forderungen des Business nach besserer Vernetzung sowie nach mehr Flexibilität und Mobilität bei der Ausstattung der IT-Arbeitsumgebungen zu nennen. Angesichts der wachsenden Bedeutung der Wissensarbeit in den Unternehmen ist der klassische Büroarbeitsplatz nicht mehr zeitgemäß, um Firmen das Überleben im Wettbewerb zu sichern.   

Hinzu kommt die rasante technologische Entwicklung. Die meisten Mitarbeiter kennen die Vorteile der neuesten Anwendungen und Endgeräte ja bereits aus der privaten Nutzung. Sie sind es gewohnt, cloudbasiert zu arbeiten und neue Programme oder Apps per Download sofort verfügbar zu haben. Stoßen sie an ihrem Arbeitsplatz auf Einschränkungen und komplizierte Prozesse, haben sie wenig Verständnis dafür. Wollen die IT-Verantwortlichen diese Irritationen vermeiden, müssen sie den Mitarbeitern im Job gleichwertige Alternativen anbieten.
 
funkschau: Mit welchen Problemen sieht sich die IT dabei konfrontiert?

Dr. Stiehler: IT-Verantwortliche, die über eine moderne Workplace-Strategie nachdenken, sind nicht zu beneiden, denn sie müssen einen nahezu unmöglichen Spagat bewerkstelligen. So wächst mit der Fülle und Vielfalt neuer Anwendungen und Endgeräte der Administrations- und Integrationsaufwand erheblich, zugleich tun sich mit steigender Komplexität und Mobilität immer mehr Sicherheitslücken auf. Trotz dieser enorm erhöhten Anforderungen an die IT können die Verantwortlichen in den Unternehmen nicht mit steigenden Budgets rechnen.

Dieses Dilemma ist dauerhaft nur lösbar, wenn sich die Unternehmen von der herkömmlichen dezentralen (und endgeräteabhängigen) Bereitstellung von Workplace-Anwendungen verabschieden. Nur die zentrale Bereitstellung über eine homogene, cloudbasierte Plattform bietet ihnen die Möglichkeit, auch unterschiedlichste Werkzeuge effizient und sicher zu managen sowie rollenbasierte Zugriffskonzepte umzusetzen.   

funkschau: Warum sollten Unternehmen bei der Umsetzung dieser „Workplace-as-a-Service“-Konzepte auf spezialisierte Dienstleister setzen?

Dr. Stiehler: Grundsätzlich lässt sich eine solche Cloud auch intern mit eigenen Ressourcen umsetzen – was allerdings enorm komplex und aufwändig ist. Oft scheitert der Business-Case dann an halbherziger Umsetzung, wodurch viele Komponenten doppelt vorgehalten und bezahlt werden müssen. Wollen die Unternehmen aber die Kostensenkungspotenziale komplett ausschöpfen, müssen sie die gesamten Arbeitsumgebungen über eine homogene Plattform bereitstellen – ein bisschen Virtualisierung reicht da nicht aus. Wie schon gesagt, es ist oft der Fall, dass die Virtualisierung selbst mit enormem Aufwand und Mehrkosten verbunden ist, zum Beispiel für die Replikation von Daten und Verzeichnissen oder die Modernisierung von Rechenzentren.

Vor diesem Hintergrund erscheinen spezialisierte Anbieter besser in der Lage,  „Workplace-as-a-Service“-Konzepte konsequent umzusetzen, da sie die notwendigen Erfahrungen mitbringen. Zweitens können sie Skalenerträge generieren, die sie an die Kunden weiterreichen.

funkschau: Worauf sollten Kunden bei der Anbieterauswahl genau achten?

Dr. Stiehler: Es sollte gewährleistet sein, dass alle relevanten Anwendungen über die Plattform bereitgestellt und alle End-geräte unterstützt, das heißt die Service-Routinen umfassend automatisiert oder als Self-Services dargestellt werden.  

funkschau: Welche Rolle spielen Self-Service-Portale dabei?  

Dr. Stiehler: Sie sind Kernstück von Cloud-Lösungen und ein zentraler Hebel zur Kostensenkung, werden in der Praxis jedoch häufig unterschätzt – denn hohe interne IT-Kosten hängen verborgen im Bereich Administration, Change und Service. Wichtig ist, dass in einem solchen Portal die individuellen Workflows und Genehmigungsprozesse eines Unternehmens berücksichtigt werden. Außerdem sollten sie intuitiv zu bedienen sein, damit die Mitarbeiter gerne mit ihnen arbeiten.

Darüber hinaus sollte es Ziel bei der Ausstattung sein, jedem Mitarbeiter gemäß seiner Rolle die notwendigen Werkzeuge zur Verfügung zu stellen. Denn nur so ist es möglich, die Produktivität zu maximieren, zugleich aber auch die Kosten im Griff zu halten oder gar zu senken. Das heißt im Klartext: Standards ja, aber durch Modularisierung auch Flexibilität für die Unterstützung aller Rollenprofile. Kaum ein Unternehmen kann es sich auf Dauer heute noch leisten, die Beschäftigten mit allen verfügbaren Werkzeugen auszustatten. Trotzdem nutzen viele Mitarbeiter teure Laptops, um von Zeit zu Zeit mobil daran zu arbeiten – obwohl ein Thin-Client vollauf genügen würde – zur Not ergänzt durch ein Tablet. Andere Mitarbeiter wiederum sind viel auf Reisen und müssen oft auch online arbeiten, auch wenn sie sich unterwegs in Offline-Umgebungen (z.B. im Flugzeug) bewegen. Eine rollenbasierte Ausstattung hat diesem Bedarf Rechnung zu tragen, ebenso den individuellen Anforderungen, die  an die Sicherheit und Verfügbarkeit der Anwendungen bestehen. 

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