Künstliche Intelligenz soll in absehbarer Zeit die Unternehmenskommunikation optimieren und Arbeitsprozesse effizienter gestalten. Das Potenzial ist enorm, die ersten Lösungen stehen bereits in den Startlöchern – noch haben Technologie wie Nutzer aber einen weiten Weg zu gehen.
„Guten Tag meine Herren, ich bin ein HAL 9000 Computer“: Die Stimme der künstlichen Intelligenz aus Stanley Kubricks „2001“ dürfte nicht nur Cineasten noch heute in den Ohren klingen. Das System mit dem einprägsamen roten Auge legte im Laufe der „Odyssee im Weltraum“ ein zusehends neurotisches und in vielen Fällen allzu menschliches Verhalten an den Tag und entwickelte sich zur Gefahr für Leib und Leben. HAL 9000 ist sicherlich eines der prägnantesten Beispiele für die Darstellung von KI in den Medien, aber längst nicht das einzige. Das mehr, meist aber weniger harmonische Miteinander von Mensch und Maschine zieht sich wie ein roter Faden durch die jüngere Film- und Literaturgeschichte, prägte auf diesem Weg schon seit vielen Jahren den gesellschaftlichen Diskurs, aber auch die Zielsetzung der Technologiewelt.
War eine weitestgehend autonom agierende künstliche Intelligenz bisher aber wortwörtlich Science Fiction, sind entsprechende Technologien heutzutage enorm weit fortgeschritten und könnten sich in den kommenden Jahren zusehends im Massenmarkt etablieren. Sprachassistenten wie Alexa, Siri und Cortana zeigen auf oftmals beeindruckende Weise, wie vehement Technologiekonzerne an entsprechenden Systemen arbeiten und welche Möglichkeiten diese bereits bieten.
Während Siri und Co. sicherlich die medial präsentesten Beispiele für künstliche Intelligenz sind, warten die größten Chancen aktuell im Business-Einsatz. „Das Potenzial von künstlicher Intelligenz ist beachtlich“, erklärt Ralph Siepmann, Digital Reinvention Advisor bei IBM Deutschland. Der Konzern gehört mit „Watson“ zu den aktuell federführenden Entwicklern auf dem Markt, für einen Bereich sieht Siepmann jedoch Nachholbedarf: „Von Fabriken bis Lieferketten wird seit vielen Jahren immer stärker automatisiert, während die Büro- und Wissensarbeit nur schleichend mit der Digitalisierung vorankommt.“
Noch spielt die künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz und in der Unternehmenskommunikation nur eine untergeordnete Rolle, nicht zuletzt, da im Umfeld der sogenannten Wissensarbeit die größtmögliche Kontaktfläche zum Menschen und damit auch die höchsten Hürden für den Einsatz der Systeme vorhanden sind, die weit über rein technische Problemstellungen hinausreichen. „Ich denke, die technologischen Grundlagen sind heute schon hervorragend“, sagt Jan Hickisch, Vice President Global Solution Management Unify bei Atos Deutschland. „Vielmehr sind es andere Dinge, wie Transparenz, Vertrauen und Nachvollziehbarkeit, die Unternehmen noch davon abhalten oder zumindest bremsen, KI schon heute einzusetzen.“ Es wird laut Hickisch sehr darauf ankommen, das Zusammenwirken von Menschen und Maschinen so zu gestalten, dass Akzeptanz geschaffen wird – erst dann könne man alle Vorteile greifen.
Schon jetzt arbeiten bereits viele der großen IT- und Telekommunikationsanbieter an KI-Lösungen, die weit in die täglichen Prozesse von Büroarbeitern hineinreichen. So hat Atos den „Atos Virtual Assistant“ auf den Markt gebracht, der aus jeder Kundeninteraktion per Telefon oder E-Mail lernt und auf Basis gesammelter Daten letztlich selbst Prognosen über die Zukunft abgeben soll. Siepmann von IBM beschreibt im Gespräch mit funkschau hingegen, wie KI bereits einfache Fragen beantworten kann und als Teil einer weitläufigen Collaboration-Plattform im Anschluss an eine Konversation beispielsweise Aufgaben herausfiltert oder Termine festlegt. „KI kann somit zu einem persönlichen Assistenten für Routinetätigkeiten werden.“ Zielsetzung der Hersteller ist aber nicht nur die gezielte Unterstützung einzelner Mitarbeiter, sondern auch die stärkere Vernetzung im Unternehmen und die Skalierung sowie Bereitstellung von Expertenwissen. Erkenne die KI eine Fragestellung, könne sie entweder einfache Antworten liefern oder aber Experten vorschlagen, die sich mit solchen Themen auskennen, führt Siepmann weiter aus. An einem ähnlichen Konzept arbeitet auch Mitbewerber Microsoft und integriert entsprechende Funktionen bereits in die eigenen Programme. „Microsoft Delve macht mir intelligente Vorschläge, welche Kollegen in meinem Unternehmen an ähnlichen Problemstellungen arbeiten“, erklärt Jörg Petter, Business Lead Office 365 bei Microsoft. „So profitieren Sie einfach von den Erfahrungen anderer und müssen nicht jedes Mal das Rad neu erfinden.“