Mein Finanzberater, der Algorithmus? Noch ist es nicht soweit. Aber künstliche Intelligenz ist bei Banken und Versicherungen ein großes Zukunftsthema. Was man aus Daten alles herauslesen und vorhersagen kann.
Es gibt sie noch die Themen, die ganz jung und gesetzt alt miteinander verbinden: Die Angst, bei der Altersvorsorge etwas falsch zu machen. Der Bitkom hat diese Angst gemessen und sie bei der großen Mehrheit der über 1.000 vom Digitalverband befragten Personen festgestellt. Nun hatte ausgerechnet der Staat geglaubt, mit privater Vorsorge wie der Riester-Rente für Sicherheit und Klarheit zu sorgen. Gäbe es keine staatlichen Zuschüsse, wäre riestern wohl schon längst tot. Nichts ist so unsicher wie Rente in einer alternden Gesellschaft, und nichts so unberechenbar wie etwas, dass man vor lauter Flexibilitäts-Dogma sich schon gar nicht mehr zu sagen traut: Lebensplanung.
Die kann freilich auch kein Algorithmus schreiben, geschweige denn vorhersehen. Aber der Bitkom ist fest davon überzeugt, dass datengestützte, künstliche Intelligenz maßgeblich dazu beitragen könne, Entscheidungsängste wenigstens bei der Altersvorsorge abzubauen. Wie man sich das genau vorzustellen habe? Nun, einen Chatbot hat die Deutsche Rentenversicherung noch nicht. Und auch die bei einigen Banken bereits im Dienste stehenden digitalen Assistenten können nicht mehr als Telefonnummern von Beratern nennen. Sympathisch, wenn es noch beratende Menschen gibt. Und ersetzt werden sollen sie ja auch nicht gleich, wie die Umfrage des Bitkom ergibt.
KI-Beratung erwünscht
Knapp die Hälfte (48 Prozent) wolle eine KI-Beratung nur ergänzend zu einer klassischen Beratung in Anspruch nehmen. Aber immerhin sechs Prozent würden bei einem KI-Einsatz ganz auf die tradierte Beratung verzichten, so der Bitkom. Attestiert man den Bundesbürgern generell eine geringe Ahnung von Finanzprodukten, so dürften sich erst recht sehr wenige ein einigermaßen genaueres Bild davon machen, was KI in der Finanzbranche zu leisten vermag. Aus „einer Vielzahl von Daten mit Bezug auf sich verändernde Lebenssituationen fundierte Entscheidungshilfen zu geben“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Auch nicht gerade konkret.
Werfen wir daher einen kurzen Blick in den Maschinenraum von Softwarespezialisten, die mit ihren Systemen diese Vielzahl von Daten einsetzen, von denen Rohleder spricht. Es werden hier nicht nur historische Zahlenreihen der Börsen analysiert, sondern auch unstrukturierte Daten aus zahlreichen Quellen integriert, die traditionelle Börsenanalysetools unbeachtet lassen. Die Systeme von Fintechs oder die Tools der auf die Finanzbranche spezialisierten Softwareentwickler - wie die US-Firma Intellia beispielsweise, versprechen wahre Wunderprognosen, die vor allem bei kurzfristig orientierten Tradern den Speichelfluss anregt, wenn sie die Beispiele auf der Homepage von Intellia lesen.