Dass die Realität dem Hype offensichtlich nicht gerecht und das offensichtlich vorhandene Potenzial nicht ansatzweise genutzt wird, liegt vor allem an Clubhouse selbst. Das beginnt bereits bei der bewusst erzeugten künstlichen Verknappung durch die vermeintlich exklusive Einladungs-Funktion. Mag dieses Konzept bei tatsächlich nur begrenzt verfügbaren Gütern wie einst den ersten iPhones oder auch Kryptowährungen funktionieren, lässt es sich auf die App- und Softwarewelt doch nur sehr bedingt übertragen. Zwar heizt es, eine gewisse Begehrlichkeit des Produkt vorausgesetzt, auch hier die Nachfrage und die fomo zunächst an, allerdings mit einer fatalen Schwachstelle. Denn während sich dieser Effekt bei begrenzten Gütern mit steigender Nachfrage weiter verstärkt, sorgte der Nutzerzuwachs bei Clubhouse schnell dafür, dass auch die Verfügbarkeit groß genug für Nachfrage wurde und sie inzwischen sogar weit übertrifft. Damit verpufft der exklusive Charakter der Einladungen fast völlig und führt zudem bei einigen zu einer Enttäuschung der allzu stark gepushten Erwartungen.
Ebenso hinderlich ist für Clubhouse aber auch die reale Verknappung, indem es die Entwickler trotz aller Versprechen bis heute nicht geschafft haben, ihren Dienst auch Besitzern von Android-Smartphones zugänglich zu machen. Dabei ist deren Zahl immerhin mehr als fünfmal so groß wie die der Nutzer von Apples iPhones und iPads – außer eben in den USA. Ganz zu schweigen von einem Windows- oder Browser-Client. Auch die erheblichen Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes, aufgrund derer Clubhouse für Business-Nutzer regelrecht tabu ist, konnten nicht ausgeräumt werden. Im Gegenteil: Jetzt wurde bekannt, dass sich Hacker mittels automatisierter Sammlung (Scraping) die Daten von etwa 1,3 Millionen Clubhouse-Nutzern zusammengesucht und im Darknet veröffentlicht haben. Für alle Hacker, die personalisierte Brute-Force- und Phishing-Attacken und ähnliches planen, ein gefundenes Fressen. Dass solche ungewollten Datenabflüsse auch bei großen Netzwerken wie Facebook und LinkedIn ein ernsthaftes Problem sind, hilft Clubhouse auch nicht weiter.
Fasst man diese Erkenntnisse zusammen, lässt sich konstatieren, dass Clubhouse nicht so stark ist und wohl auch nie war, wie es die öffentliche Wahrnehmung vermuten ließe. Und dafür, dass es das auch nie wird, wollen derzeit gleich mehrere mächtige Internetkonzerne sorgen. Twitter hat mit »Spaces« bereits seinen entsprechenden Konkurrenzdienst an den Start gebracht, der größere Räume und mehr Möglichkeiten bietet, und auch Facebook wird dem Vernehmen nach ebenfalls bald nachlegen. Mit der Verknüpfung mit ihren bestehenden Diensten und deren enormer Reichweite dürfte es Clubhouse sehr schwer haben.