Die Technologien um VR und AR haben zwar durchaus Potenzial, trotzdem gehen Experten davon aus, dass sich langfristig vor allem Mixed Reality (MR) durchsetzen wird, also die Verknüpfung von AR- und VR-Elementen. Ein Beispiel für eine solche Technologie gibt es bereits: die Microsoft Holo Lens. Sie ist nach Angaben von Hersteller Microsoft der weltweit erste kabellose und eigenständige holografische Computer auf Basis der »Windows Mixed Reality Plattform« und richtet sich vor allem an Entwickler und Unternehmen. Das Head-Mounted-Display (HMD), ein auf dem Kopf getragenes visuelles Ausgabegerät, erlaubt die Einblendung von hochauflösenden Hologrammen in der realen Welt sowie die Interaktion mit 3D-Objekten via Sprach-, Blick- und Gestensteuerung.
»Gewohnte PC-Anwendungen wie beispielsweise die Skype-Videotelefonie lassen sich damit ganz neu erleben. Für den Unternehmenseinsatz erlaubt das Gerät zum Beispiel die Entwicklung von digitalen Zwillingen – sprich virtuelle Kopien von physischen Objekten –, die als Prototypen genutzt werden können und so die Produktentwicklung wesentlich vereinfachen«, sagt Michael Zawrel, Product Manager Holo Lens und Devices bei Microsoft.
Das Ziel dahinter ist, die MR-Technologie für jedermann zugänglich zu machen, da die Plattform Windows Mixed Reality auf nahezu jedem Gerät laufen kann. Firmen wie Thyssen Krupp benutzen Holo Lens bereits bei der Aufzugwartung oder der Fertigung von individuell passenden Treppenliften. »Auch Medizinstudenten verwenden die Technologie, um Anatomie auf eine völlig neue Weise zu lernen. Und Astronauten der NASA erkunden damit den Mars. Schon anhand dieser Szenarien zeigt sich: Das Potenzial von MR ist nahezu unbegrenzt und Anwendungsbeispiele für alle Lebensbereiche denkbar«, ist Zawrel überzeugt. Zudem können MR-Anwendungen auch zur Horizonterweiterung, Angstbewältigung, Interaktion oder zum Hirntraining genutzt werden. Allerdings könne MR auch zu Sucht, Bewusstseinsveränderung, Realitätsverlust und Erinnerungsfehlern führen, weiß Benett von Tarox.
Fest steht: Erfahrungen mit VR, AR und MR werden die Einstellung von Menschen prägen und damit ihr Denken und Handeln verändern, da die Grenzen zwischen realer und digitaler Welt zunehmend verschwimmen werden.
So wie das Internet Wertschöpfungsketten durcheinandergeworfen hat, ist davon auszugehen, dass auch die neue Technologie Potenzial dazu hat und nicht nur Unternehmen verändern, sondern auch die Kontaktpunkte und Kommunikation und eine neue Form von Realität generieren wird. Auch die Analysten von Gartner gehen davon aus, dass diese Technologien die Art und Weise wie wir miteinander kommunizieren werden, deutlich verändern wird. Doch da diese erst am Anfang stehen und sich ständig neue Geschäftsfelder und -ideen entwickeln, ist es schwer genaue Prognosen zu erhalten. Experten gehen aber davon aus, dass Anwendungserfahrungen mit zusätzlichen Möglichkeiten wie Geschmacks- oder Tasteffekten oder gar Gestensteuerung ausgestattet und damit breiter und noch intensiver werden.
Laut dem Deutschen Markenreport 2017 müssen aber auch die Rahmenbedingungen weiterentwickelt werden. Oftmals fehle das technologische Verständnis, Ideen und Konzepte für die Anwendungen sowie Erfahrung bei der Entwicklung und Implementierung von entsprechenden Technologien und Inhalten. Bisher hat nur jedes fünfte Unternehmen praktische Erfahrungen mit VR und AR gemacht. Die Gründe: Mangel an Experten und Know-how.